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Begleitung für den letzten Weg
Eine aktuelle Umfrage zeigt Einstellungen und Wissen zum Thema Sterben in Deutschland
Das Sterben war insbesondere in den Hochzeiten der Corona-Pandemie ständiges Begleitthema öffentlicher Debatten, oft auch als bedrohlicher Ausgang einer schweren Covid-19-Erkrankung. Seit Februar wird in Osteuropa wieder in einem Krieg gestorben. Hinzu kommt das Ringen um die Gesetzgebung für den assistierten Suizid. Sehr viele Möglichkeiten, sich dem Lebensende als Thema zu nähern. Unabhängig vom aktuellen Geschehen ließ der Deutsche Hospiz- und Palliativverband (DHPV) in diesem Spätsommer zum dritten Mal eine repräsentative Umfrage zu Wissen und Einstellungen zum Sterben durchführen. Die Vorgänger-Erhebungen fanden 2012 und 2017 statt. Vorgestellt wurden die aktuellen Ergebnisse am Dienstag in Berlin.
Laut der Befragung wünscht sich eine Mehrheit der Menschen in Deutschland eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Sterben. 60 Prozent sind der Meinung, dass sich unsere Gesellschaft zu wenig mit den Themen Sterben und Tod befasst.
Als bevorzugten Ort für das Lebensende gibt jeder Zweite das eigene Zuhause an, nur drei Prozent das Krankenhaus und nur ein Prozent das Pflegeheim. In der Realität sieht das aber ganz anders aus, betont Benno Bolze, DHPV-Geschäftsführer: »Es stirbt mehr als die Hälfte der Menschen in einer dieser beiden Institutionen.«
Ein weiterer Aspekt der Umfrage war den Ängsten im Zusammenhang mit dem eigenen Ende gewidmet. Verglichen mit den früheren Erhebungen hat die Furcht davor, hilflos der Apparatemedizin ausgeliefert zu sein, kontinuierlich abgenommen, wenn auch erst in kleinen Schritten: 2012 hatten hier noch 37 Prozent große Ängste, 2017 34 Prozent und 2022 waren es 32 Prozent. Am zweithäufigsten genannt wurde die Angst vor Schmerzen. Hier ist der Rückgang moderater. Seitens des DHPV interpretiert man diese Relativierung im Zusammenhang mit einem anderen Ergebnis der Befragung. Die Zahl derer, die nicht nur schon einmal die Begriffe Hospiz oder palliativ gehört haben, sondern sie auch richtig erklären, hat zugenommen.
Unter den möglichen Ängsten, die in der Umfrage zur Auswahl gestellt wurden, macht dem Hospizverband vor allem eine Sorgen: Es ist die Furcht davor, anderen am Lebensende eine Last zu sein. Das geben immerhin 29 Prozent so an, in den früheren Befragungen waren es 27 (2012) und 22 Prozent (2017). Hier stellt der Verband einen Zusammenhang her mit anhaltenden gesellschaftlichen Diskussionen um die Neuregelung zur Suizidbeihilfe. In der Debatte sorgt genau dieser Punkt, dass sich Menschen zum Suizid gedrängt sehen könnten, weil sie sich zu krank und zu hilfebedürftig empfinden, für heftige Kontroversen. Deshalb möchte unter anderem der DHPV vor einer Regelung zur Suizidbeihilfe die Suizidprävention gesetzlich verankert sehen.
Der Hospizverband bemüht sich laut dem Sozialpädagogen Bolze schon länger um einen Umgang mit Wünschen nach einem assistierten Suizid. Vor allem Fragen und Ängste mit dem Sterben wolle man ausräumen. Wenn der Wunsch bestehen bleibe, was durchaus vorkomme, gebe es aber für die vertretenen Einrichtungen »eine rote Linie«. Sie verläuft schon dort, wo es »nur« um die Vermittlung des Zugangs zu einer Sterbehilfe-Organisation geht.
Zurück zur Umfrage: Auch durch den relativ großen Abstand zwischen den Befragungen ist es nur schwer möglich, den Einfluss der Pandemie und der Maßnahmepolitik auf das Thema zu ermessen. Hospize und Palliativstationen waren etwa bei den Besuchsregelungen zeitweise durch Corona-Vorgaben ebenso eingeschränkt wie Pflegeeinrichtungen. Auch hier gab es Infektionen und kürzere Teilschließungen. Der Verband möchte jedoch auch unabhängig von der Pandemie seine Arbeit für Menschen am Lebensende gestärkt sehen. Denn laut der Befragung wird das Sterben in einer entsprechenden Einrichtung als besonders würdevoll empfunden. Vier von zehn Befragten möchten dort sterben.
Zu den politischen Forderungen des DHPV in dieser Legislaturperiode gehört unter anderem die, auch in der stationären Pflege Hospizarbeit und Palliativversorgung zu verbessern. Das hieße etwa, dass in jedem Wohnbereich eine spezialisierte Pflegefachkraft zur Verfügung steht. Einen Basiskurs in Palliativpflege sollten dort alle Pflege- und Betreuungskräfte absolvieren. Der Verband ist sich der problematischen Situation der stationären Pflege durchaus bewusst, deshalb gehören aus DHPV-Sicht auch die Arbeitssituation und Finanzierung des Bereiches zu den Feldern mit dringendem Reformbedarf.
Ausgehend davon, dass sich in Deutschland fast 47 Prozent aller sterbenden Menschen bei Eintritt ihres Todes in Krankenhäusern befinden, fordert der Verband für die Kliniken obligatorisch Palliativdienste. Häuser der Schwerpunkt- und Maximalversorgung sollten eine Palliativstation mit mindestens sechs Betten vorhalten. Fort- und Weiterbildungskosten für Ärzte und Pflegekräfte sollten unabhängig vom eigentlichen Budget zusätzlich von den Krankenkassen zur Verfügung gestellt werden, wünscht sich der Verband. Der DHPV vertritt etwa 1000 Einrichtungen, darunter auch spezialisierte ambulante Dienste, aus allen Wohlfahrtsverbänden.
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