Kleiner Teil des kolonialen Erbes

Martin Ling über die Rückgabe von Benin-Bronzen an Nigeria

Ein Anfang ist gemacht: 20 Kunstwerke, die zu den Benin-Bronzen zählen, sind jetzt wieder in ihrer Heimat im heutigen Nigeria. 20 von 1130 Bronzen, die von den Briten ab 1897 geraubt und von deutschen Museen in Hehlermanier aufgekauft wurden. Denn dass es sich um Raubgut handelte, war und ist offensichtlich. Lediglich der eurozentristische Blick konnte das vernebeln und hat noch bis vor wenigen Jahren Museumsdirektoren dazu veranlasst, Rückgabewünschen eine Absage zu erteilen, weil das daran interessierte kulturbeflissene Publikum sich doch hauptsächlich in nördlichen Breitengraden tummele und die Eigentumsansprüche vor Ort ebenso ungeklärt seien, wie moderne Räumlichkeiten zur Unterbringung schwerlich vorhanden. Es bedurfte hierzulande des zivilgesellschaftlichen Drucks antikolonialer Nichtregierungsorganisationen und kritischer Historiker, um für einen überfälligen Sinneswandel zu sorgen. Nebst des Drucks der Herkunftsländer.

Wie ernst es Deutschland meint, »mit der Aufarbeitung seiner dunklen Kolonialgeschichte«, wie es Außenministerin Annalena Baerbock in Aussicht gestellt hat, ist damit freilich bestenfalls im Ansatz geklärt. Das deutsche koloniale Erbe reicht weit über in deutschen Museen gelandetes geraubtes afrikanisches Kulturgut hinaus – vom Genozid an den Herero und Nama angefangen bis hin zu neokolonialen Handelsbeziehungen, in denen Afrika nach wie vor hauptsächlich als Rohstofflieferant festgeschrieben wird, befördert durch eine von der Europäischen Union mit Deutschland an der Spitze durchgedrückte Handelspolitik. Erst wenn hier ein Sinneswandel sichtbar wird, der sich in faireren Handelsbeziehungen ausdrückt, kann Baerbocks Anspruch ernst genommen werden.

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