Nicht nur an die Spitze denken

Die Hochschulen müssen in der Lehre mehr leisten, meint Marten Brehmer

Die Hochschulen in Berlin haben in den vergangenen Jahren viel geschafft. Unzählige Forschungsprojekte und -kooperationen wurden etabliert, wissenschaftliche Koryphäen wurden nach Dahlem oder Mitte gelockt. Spitzenforschung made in Berlin ist heute eine internationale Hausmarke, auf die die Hauptstadt stolz sein darf. Gemessen an im bundesweiten Wettbewerb vergebenen Fördermitteln ist Berlin heute nach München der zweitwichtigste deutsche Forschungsstandort. Vor wenigen Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. Die erfreuliche Entwicklung lag auch an der Politik von Ex-Bürgermeister Michael Müller (SPD), der Wissenschaft zur Chefsache gemacht hatte.

Viel Grund zum kollektiven Schulterklopfen also. Zur Wahrheit gehört aber auch: Bei vielen Aufgaben unterhalb der Spitzenebene sieht die Lage weniger rosig aus. »Berliner Wissenschaft spielt in der großen Welt mit, aber die Erwartungen der Stadt erfüllt sie nicht immer«, sagte GEW-Vorsitzende Martina Regulin am Montag im Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses. Sie hat recht. Egal ob Lehrkräfte, Sozialarbeiter oder Ingenieure: Nirgendwo gibt es genügend Absolventen für den Bedarf des wachsenden Berlins.

Dass die Universitäten in den anstehenden Verhandlungen der Hochschulverträge nach mehr Geld rufen, ist gerechtfertigt. Es geht nicht nur um Inflation und Energiekrise, die den Unis aktuell jede langfristige Planung unmöglich machen. Es müssen auch eine bessere Betreuung für die Studierenden und Entlastungen für die überarbeiteten Wissenschaftler ermöglicht werden. Dafür muss Geld in die Hand genommen werden. Gerechtfertigt ist aber auch, wenn im Zuge dessen eine Gegenleistung von den Unis erwartet wird. Vor allem bei der Lehrerbildung passiert noch zu wenig. Hier darf der Senat auch genauer hinschauen, was an den Unis gemacht wird. Lehrer auszubilden versprüht vielleicht weniger internationales Renommee – es ist aber trotzdem genauso wichtig. Denn die Spitzenforscher der Zukunft gehen gerade zur Schule.

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