Völkermord in Peru?

Martin Ling über die Ermittlungen gegen Präsidentin Boluarte

Der Vorwurf hat es in sich: Völkermord. Erhoben wird er von der peruanischen Generalstaatsanwaltschaft gegen die linke Präsidentin Dina Boluarte. Das hat Gewicht. 46 Menschen sind seit dem 7. Dezember auf der Straße ums Leben gekommen, weil sie den Sturz des linken Präsidenten Pedro Castillo so wenig akzeptieren wie die Übernahme der Regierung durch die nicht von der Bevölkerung gewählte Boluarte, die als Vizepräsidentin nachrückte. Gefordert wird nicht zwingend die direkte Rückkehr von Castillo, jedoch mindestens der Rücktritt der Regierung und Neuwahlen.

Völkermord ist keine Frage der Quantität. Laut der 1951 von der Uno in Kraft gesetzten Konvention wird Völkermord als Handlungen definiert, die ausgeübt werden, um eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe ganz oder zum Teil zu zerstören. Dass sich unter den Toten in Peru vorwiegend Indigene befinden, lässt einen Anfangsverdacht zu. Die Ermittlungen schaden nicht. Der Konflikt an sich ist freilich politisch und muss politisch beigelegt werden. Die Justiz ist damit überfordert, die Politik Stand jetzt auch.

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