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Ab in die Röhre!
Briefe werden schon lange nicht mehr so transportiert, nun will man die Rohrpost für Passagiere aufbohren
Von Elon Musk gibt es eine Idee, die nicht so oft diskutiert wird: der »Hyperloop«, eine Art Rohrpost für Passagiere. Ist das nicht ökologisch höchst wertvoll?
Das kommt drauf an. Wie bei allen Verkehrsmitteln hast du zweierlei Belastungen für die Umwelt: Einmal die bei der Herstellung des Systems und dann die beim Betrieb. Was den Betrieb angeht, wäre das ein vergleichsweise umweltfreundliches System, denn du könntest es komplett mit Strom betreiben, auch mit Solar- oder Windstrom. Möglicherweise wäre auch der Energieaufwand zum Transport von Leuten pro Nase nicht so extrem hoch. Der Bau einer weltweiten Infrastruktur allerdings wäre nicht nur astronomisch teuer, sondern würde wegen des Ressourcenverbrauchs auch eine immense Umweltbelastung darstellen.
Theoretisch würde man einsteigen wie in eine U-Bahn, sich festschnallen, und dann geht’s ab – von Berlin nach Washington in zwei Stunden?
Anschnallen wäre auf jeden Fall Pflicht, wegen der Beschleunigung beim Losfahren und Bremsen. Und anders als in der U-Bahn siehst du in der geschlossenen Kapsel nichts, nicht mal den Tunnel.
Mit welchen Geschwindigkeiten wäre man denn unterwegs?
Musk kündigte mal an, dass Überschallgeschwindigkeit erreicht würde. Und im Moment fliegt kein Verkehrsflugzeug mit 1200 km/h. Musk hat eine kleine Teststrecke in Kalifornien gebaut. Bislang reines Technikspielzeug für angehende Ingenieure. Das merkst du schon daran, dass sich an dem Wettbewerb für dieses Transportsystem bislang überwiegend Wissenschaftseinrichtungen beteiligen. Ich glaube, das bislang schnellste hat die TU München gebaut. Es schafft fast 500 km/h, die bekommt der TGV in Frankreich auch hin. Ein Haken ist der Bremsweg bei solchen Geschwindigkeiten: Das werden leicht etliche Kilometer. Übrigens auch ein weiteres Problem beim »Hyperloop«.
Ich kann mich noch an den ersten James-Bond-Film mit Timothy Dalton erinnern, »Der Hauch des Todes«, Ende der 80er Jahre. Da wird ein russischer General und Überläufer auch mit einer Art Rohrpost expediert, ich glaube von Ungarn nach Österreich.
Nee, von der Slowakei, der Startpunkt ist in Bratislava. Mit Reisen in Pipeline-Rohren haben sich die Bonds ja mehrfach hervorgetan. Das Reisen von Gütern in Rohren wird tatsächlich immer mal wieder diskutiert – für die autofreie Innenstadt. Wenn die Leute dort ohne Autos versorgt werden sollen. Da gab es auch immer mal wieder die Idee einer Art Rohrpost oder zumindest einer Güter-U-Bahn.
Warum wurde historisch von der Rohrpost abgelassen?
Es gab immer mehr Sachen, die sich schneller per Telefon übermitteln ließen. Rohrpost gibt es heute nur noch in großen Gebäudekomplexen, in Krankenhäusern zum Beispiel. Befunde kann man ja per E-Mail schicken – aber eine Blutprobe blöderweise nicht.
Woran hakt es beim »Hyperloop«?
Du kannst so hohe Geschwindigkeiten nicht erreichen, wenn die Röhre voller Luft ist. Da würdest du die Luft vor dir zusammenpressen, und das Ganze würde relativ schnell zum Bremsen kommen. Du musst also einen Teil der Luft seitlich durchleiten, gewissermaßen als Luftpolster. Du brauchst also nicht nur eine ewig lange Röhre, sondern auch noch ein System, das den Luftdruck da drin sehr niedrig hält. Vakuumröhren – das kostet viele, viele Milliarden. Ich vermute, bei langen Strecken über das Meer ist die Umweltbilanz von Schiffen und, wenn man noch ein bisschen dran arbeitet, wahrscheinlich sogar von Flugzeugen unterm Strich auch nicht schlechter.
Okay, dann würde ich sagen, sprechen wir uns in 50 Jahren wieder, oder?
Wenn wir das schaffen, sollten wir den Versuch machen.
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