- Politik
- Europäische Migrationsabwehr
Proteste gegen EU-Patrouillenboote für Libyen
80 Kilometer vor Tripolis hat die Küstenwache italienische Fischer bedrängt
Rund 100 Personen haben am Montag im norditalienischen Venetien gegen die Lieferung von Patrouillenbooten an die Küstenwache in Libyen demonstriert. Die Proteste erfolgten vor der Werft des Schiffbauunternehmens Cantiere Navale Vittoria in der Kleinstadt Adria. Dort hatten sich Italiens Außenminister, seine libysche Amtskollegin und der EU-Kommissar für Erweiterung und Nachbarschaftspolitik zu einer Zeremonie eingefunden. Dabei wurde das erste von insgesamt fünf neuen Booten an Libyen übergeben.
Die Boote werden über den »Treuhandfonds für Afrika« der Kommission finanziert, von dem rund 59 Millionen Euro für die Grenzüberwachung und Stärkung der zuständigen Polizei- und Militärbehörden in Libyen aufgewendet werden. Weitere zehn Millionen Euro stammen aus dem neuen »Instrument für Nachbarschaft, Entwicklungszusammenarbeit und internationale Zusammenarbeit«. Mit der Durchführung der Maßnahmen ist das italienische Innenministerium beauftragt.
Zu den Protesten aufgerufen hatte die Organisation Mediterranea Saving Humans, die auch ein Rettungsschiff im zentralen Mittelmeer betreibt. Beteiligt waren außerdem verschiedene Soziale Zentren aus dem Nordosten Italiens. Die Polizei hatte den Zugang zu der Werft zunächst blockiert, Berichten zufolge konnten die Demonstranten die Sperre jedoch überwinden und in die Nähe der Politiker gelangen.
Die Regierung in Rom will die Migrationsabwehr mit Libyen weiter ausbauen. »Ihr gebt uns Gas, wir geben euch alle Unterstützung, die ihr braucht, um die Migrationsströme zu stoppen«, verlautbarte die Ministerpräsidentin Giorgia Meloni Ende Januar bei einem Besuch in Tripolis.
Allerdings zeigen sich die libyschen Einheiten wenig dankbar. Am 3. Februar, wenige Tage nach dem Besuch der rechtsextremen Meloni, sollen vier italienische Fischerboote rund 80 Seemeilen nördlich von Tripolis von einem Patrouillenboot der libyschen Küstenwache bedrängt worden sein. Nach Angaben der Fischer hätten diese nach Tripolis gebracht werden sollen. Nachdem ein bewaffneter Hubschrauber von Italiens Marine über dem Gebiet auftauchte, habe das Patrouillenboot abgedreht.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.