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- Konjunkturbericht IHK
Schreckgespenst Krisenwinter
In der Region Berlin-Brandenburg erholt sich die Wirtschaft, aber langsam
Die wirtschaftliche Lage in Berlin und Brandenburg ist halb so schlimm wie erwartet. Der Krisenwinter, der im Herbst große Ängste geschürt hatte, blieb aus. Und trotzdem läuft längst nicht alles prima, wie die Unternehmensbefragung der vier regionalen Industrie-und Handelskammern (IHK) Berlin, Potsdam, Cottbus und Ostbrandenburg zeigt. Bei der »Achterbahnfahrt« der letzten Jahre gehe es zwar aktuell bergauf, aber nicht in »schwindelerregende Höhen«, so IHK-Berlin-Geschäftsführer Jan Eder. Man befinde sich in einer Erholungsphase, der wirtschaftliche Aufschwung werde aber von Sorgen wegen der Energie- und Rohstoffpreise, unsicherer Lieferketten und anhaltenden Fachkräftemangels gebremst.
»Die Kerninflation bleibt«, sagt Eder. Aber weil der Winter recht mild und die staatlichen Maßnahmen hilfreich gewesen seien, sei die Energiekrise nicht wie im Herbst prognostiziert zu einem umfassenden Problem für die Unternehmen geworden. Vor allem im Dienstleistungs- und Gastgewerbe, aber auch im Handel würden die Geschäfte aktuell wieder gut laufen. Sorgenkind bleibt das Baugewerbe: »Hier kündigen viele Unternehmen an, dass sie gar nicht oder nicht viel bauen wollen«, sagt Eder.
Problem für den Bau sind neben hohen Materialkosten und der ungewissen Entwicklung der Energiekrise auch bestehende Lieferengpässe. Zwei Drittel aller Unternehmen geben in der IHK-Befragung an, dass sie von Lieferschwierigkeiten bedroht seien, jedes zehnte sogar massiv, sagt Mario Tobias, Geschäftsführer der IHK Potsdam. »Überdurchschnittlich stark betroffen sind Handel und Industrie, vor allem das Baugewerbe«, so Tobias. Aus den Lieferschwierigkeiten resultieren längere Wartezeiten, ein gestiegener Planungsaufwand und Ertragseinbußen. »Jedes zehnte Unternehmen muss deshalb die Produktion stoppen oder verringern«, sagt Tobias. Außerdem gibt ein gutes Drittel der Befragten an, dass bestehende Aufträge nicht abgearbeitet werden können. Dennoch hat sich auch hier die Situation im Vergleich zur letzten Befragung etwas entspannt. »Die Unternehmen bleiben vorsichtig, aber es ist schon etwas besser geworden«, so der Geschäftsführer der Potsdamer IHK.
Wolfgang Krüger, Geschäftsführer der IHK Cottbus, freut es, dass sich die Situation auch in seinem Gebiet, »im Zentrum des Strukturwandels«, im Gegensatz zum Herbst gebessert habe. Die Investitionsabsichten der Unternehmen seien gestiegen – laut Konjunkturbericht in Brandenburg deutlicher als in Berlin. »Wir sind erleichtert, dass der befürchtete Absturz ausgeblieben ist«, sagt Krüger. Neben kriegs- und krisenbedingten Schwierigkeiten für die Unternehmen sei der Fachkräftemangel Problem Nummer eins in der Region. »Die Unternehmen versuchen, ihren Personalstock um jeden Preis zu halten. Sie wissen, dass sie sonst große Schwierigkeiten bekommen, wenn sich die Konjunktur wieder stärker bergauf entwickelt«, so Krüger.
Gleichzeitig sorgen die Großprojekte in der Region beständig für neue Arbeitsplätze. Nicht nur Tesla habe 10 000 Plätze geschaffen, auch der Industriepark Schwarze Pumpe im Landkreis Spree-Neiße brauche 3000 Arbeitskräfte innerhalb der nächsten zwei Jahre, so Krüger. »Es ist eine der vielversprechendesten Industrieregionen, aber der Strukturwandel kann durch den Fachkräftemangel gebremst werden«, so der IHK Cottbus-Geschäftsführer. Gleichzeitig seien große Unternehmen wie Tesla oder auch das neue ICE-Zentrum der Deutschen Bahn deutlich attraktivere Arbeitgeber für junge Menschen, weil sie bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen bieten könnten und moderner seien als mittelständische Unternehmen, sagt Kürger. Das führe zu Sorgen bei kleineren Firmen, im Kampf um das Personal nicht mithalten zu können.
Eine zunächst erfolgreiche Aussicht im Kampf gegen den Fachkräftemangel habe die Integrierung ukrainischer Geflüchteter in den regionalen Arbeitsmarkt versprochen, so Jan Eder. Diese allerdings werde erheblich erschwert, weil nicht genügend Sprachkurse sowie Schul- und Kitaplätze zur Verfügung stünden. Einerseits hätten also Unternehmen Probleme mit der Beschäftigung, wenn die Sprachbarrieren bei der Verständigung zu groß seien; andererseits seien vor allem Frauen und Kinder geflüchtet, und die Frauen müssten in vielen Fällen ihre Kinder selbst betreuen und könnten deshalb nicht die Arbeitsplatzangebote berlin-brandenburgischer Unternehmen nutzen.
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