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Teures Holz sorgt für Gewinn beim Landesforst Thüringen
Der Landesforst Thüringen blickt trotz eines Gewinnsprungs in eine unsichere Zukunft
Nach mehreren wirtschaftlich schlechten Jahren haben Thüringens Förster 2021 wieder einen Millionengewinn erwirtschaftet. Der Holzmarkt habe sich »in einer bisher nicht gekannten Geschwindigkeit erholt«, nachdem die Holzpreise 2019 und 2020 regelrecht eingebrochen waren, heißt es im Geschäftsbericht des Forsts für das Geschäftsjahr 2021, der »nd« vorliegt. Vor allem dies habe dazu geführt, dass der Thüringer Forst nach drei Jahren mit teils zweistelligen Millionenverlusten jährlich nun wieder profitabel habe arbeiten können. Alles in allem weist das halbstaatliche Unternehmen für 2021 einen Gewinn von etwa 10,2 Millionen Euro aus.
Der Forst war 2012 als »ThüringenForst« zu einer Anstalt des öffentlichen Rechts (AÖR) gemacht worden, die dem Freistaat gehört. Deshalb kann das Unternehmen de facto nicht pleite gehen, selbst dann nicht, wenn es dauerhaft Verluste macht. Der Freistaat würde existenzgefährdende Fehlbeträge ausgleichen. Allerdings kann nur ein wirtschaftlich profitabel arbeitender Forst den Waldumbau vorantreiben, der angesichts der vielen Baumflächen in Thüringen für weite Teile des Freistaats von großer Bedeutung ist.
Ein Grund dafür, dass die Holzpreise sich dermaßen erholt haben, dass sie zu diesem Gewinnsprung beim Landesforst führten, ist nach Angaben in dem Geschäftsbericht die bisherige Auftragslage in der Baubranche. Über viele Monate des Jahres 2021 hinweg habe es durch die deutschen Bauunternehmen entgegen sonstiger Trends in der Wirtschaft eine hohe Nachfrage gegeben. Zudem hätten damals auf den internationalen Märkten die USA und China große Mengen Schnitt- oder Rundholz gekauft, was zu einem deutlichen Preisanstieg geführt habe. »Diese Sonderkonjunktur belebte erfreulicherweise auch das Holzhandelsgeschäft der ThüringenForst-AÖR«, steht im Bericht.
Die Kehrseite dieser Entwicklung: Wer anders als der Forst mit Holz kein Geld verdient, sondern es als Rohstoff für sein Geschäft braucht, muss seit Monaten deutlich mehr für Holz aller Art bezahlen. Aus den Reihen der deutschen Zellstoffindustrie – die unter anderem Holzhackschnitzel verarbeitet – hieß es vor wenigen Tagen, die Preise hätten sich alleine im vergangenen Jahr infolge der Energiekrise verdreifacht.
Die Zukunft birgt auch für den Thüringer Forst Unsicherheiten. Einerseits verweist der Geschäftsbericht darauf, dass wegen des Krieges in der Ukraine die Nachfrage in Deutschland nach deutschem Rundholz steigen dürfte. Vorher habe etwa ein Viertel des Schnittholzes, das in Deutschland verkauft wurde, aus der Ukraine, Belarus oder Russland gestammt. Nun sind die Lieferketten aus diesen Ländern infolge des Krieges und der Sanktionen stark beeinträchtigt. Zudem hätten die gestiegenen Kosten für fossile Energieträger zu einem weiteren Nachfrageschub bei Brennholz geführt. Ein Teil der zu erwartenden Mehreinnahmen wird jedoch durch höhere Ausgaben beim Einkauf von Fremdleistungen und Material wieder aufgezehrt.
Darüber hinaus besteht ein erhebliches Risiko durch eine laufende Schadensersatzklage. Sechs Unternehmen der Holzindustrie werfen dem Forst vor, gegen das Kartellrecht verstoßen und sie damit geschädigt zu haben. Zuletzt hieß es, die Unternehmen wollten etwa 32 Millionen Euro Schadensersatz, zuvor stand eine Forderung über 40 Millionen Euro im Raum. Die Landesregierung und der Forst weisen die Vorwürfe zurück. Das Verfahren zu dieser Klage ist vor dem Landgericht Erfurt anhängig, ein für Ende Januar geplanter Prozesstermin wurde auf April verschoben.
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