- Kommentare
- Schuldnerberatung
Beratung am Limit
Ulrike Henning über Alarmsignale aus der Schuldnerberatung
Die Schuldnerberatung ist eine der Einrichtungen, die gesellschaftliche Probleme wie ein Seismograf signalisieren kann. Genau das ist jetzt wieder geschehen: Eine Umfrage unter den Beratungsstellen zeigt, dass nicht nur die Zahl der Anfragen zunimmt. Seit Beginn der Pandemie tauchen neue Gruppen zur Beratung auf: Menschen, die eigentlich ein eigenes, wenn auch geringes Einkommen haben. Jetzt, erst recht mit Inflation und Energiepreiskrise, reicht das wenige Geld nicht mehr.
Die Verunsicherung wächst, noch mehr dann, wenn Hilfen gepfändet werden, die der Staat erst gewährte. Staatliche Unterstützungsleistungen für Energie werden nicht alle Inflationskosten auffangen können. Und die Mietnebenkostenabrechnungen stehen noch aus. Ein weiteres Alarmsignal kommt von den Kommunen: Vielerorts dauert es Monate, bis sie Wohngeldanträge bearbeiten können. Im schlechtesten Fall läuft das auf Wohnungsverlust hinaus, ein Damoklesschwert in diesen Zeiten. Den Beratungsstellen wird die Arbeit nicht so schnell ausgehen. Ähnlich wie Tafeln und Kleiderkammern sollten sie in einem funktionierenden Sozialstaat jedoch eher überflüssig gemacht werden.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.