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Eier und Milch treiben die Preise
Trotz Entspannung bei Energie verharrt die Inflationsrate auf hohem Niveau
Als die Teuerungsrate Ende des Jahres 2021 in die Höhe schoss, sprachen Wirtschaftswissenschaftler von einer »importierten Inflation«. Eingeführt wurden die rasant steigenden Preise für Benzin, Erdgas und Heizöl. Ein Höhepunkt war im September 2022 erreicht: Die Preise für Energie und Kraftstoffe stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um sagenhafte 43,9 Prozent. Seither sinken sie wieder, die Inflation blieb dennoch.
Die Veränderung des Verbraucherpreisindex zum Vorjahresmonat lag im Februar 2023 bei 8,7 Prozent. »Die Inflationsrate verharrt auf einem hohen Stand«, sagt Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, und ergänzt: »Besonders spürbar für die privaten Haushalte waren auch im Februar die gestiegenen Preise für Nahrungsmittel, die sich noch stärker erhöhten als die Energiepreise.«
Für alle spürbar stiegen die Preise für Nahrungsmittel im Februar um 21,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Dieser Preisauftrieb hat sich damit sogar noch verstärkt. Erneut wurden von den Statistikern bei allen Nahrungsmittelgruppen Preiserhöhungen beobachtet: Insbesondere verteuerten sich Molkereiprodukte und Eier (+35,3 Prozent) sowie Brot und Getreideerzeugnisse (+24,3 Prozent). Deutlich teurer binnen Jahresfrist wurden beispielsweise auch Speiseöle sowie Fisch und Meeresfrüchte (jeweils +22,8 Prozent). Auffällig hoch war die Teuerung bei einzelnen Nahrungsmitteln, so mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher beispielsweise für Zucker 69,9 Prozent mehr als im Vorjahresmonat bezahlen. Ähnlich lauten die Zahlen, welche das europäische Statistikamt Eurostat zum Wochenende bekannt gab.
Entscheidenden Einfluss auch auf Lebensmittel haben die Energiepreise. Der importierte Preisschock traf nach und nach nahezu alle Branchen und erhöhte die Produktions- und Transportkosten. Die Frachtraten auf Land und See bewegten sich monatelang in historischen Rekordhöhen. Auch Mieten und Pachten stiegen. Besonders hart traf es energieintensive Handwerke wie Bäckereien.
Einen weiteren Push erhielten Lebensmittelpreise durch die Folgen des Ukraine-Krieges. Die Ukraine spielt wie Russland bei Getreide und Ölsaaten eine wichtige Rolle auf dem Weltmarkt. Verringerte Ernteerträge und Transportschwierigkeiten verknappten das Angebot. Bei gleichbleibender Nachfrage wirkte dieses Szenario stark preistreibend.
Die Ukraine ist neben Argentinien und Mexiko zugleich der wichtigste Honiglieferant nach Deutschland. Die Einzelhandelspreise legten laut Honig-Verband um 22 Prozent zu – obwohl die EU den Einfuhrzoll von 17 Prozent aufgehoben hat. Preistreibend wirkte zudem ein Anti-Dumping-Verfahren in den USA gegen große Lieferländer wie China. Dies führte dazu, dass US-Lebensmittelkonzerne vorab den Markt leer kauften. Auch für die Abfüllung genutzte Materialien wie Glas und Plastikdeckel wurden infolge der gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten teurer. Und mit Argentinien leidet eines der wichtigsten Erzeugerländer seit Längerem unter einer Hyperinflation von bis zu 100 Prozent – die dortigen Imker geben ihre gestiegenen Kosten ebenfalls weiter. »Es hat sich in vielen Bereichen etwas zusammengebraut«, bringt es Verbandsvorsitzender Frank Filodda auf den Punkt. Diese Gemengelage gibt es nicht allein beim Honig. Wetterextreme und Schädlingsbefall beeinträchtigten beispielsweise die Ernten in wichtigen Anbauländern für Orangen und Kaffee.
Alle genannten Rohstoffe und Halbfertigprodukte werden in Industrie, kleinen Handwerksbetrieben oder Restaurants weiterverarbeitet. So sickern die Energiepreise in die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte und die wiederum in weiterverarbeitete Produkte und in den Lebensmitteleinzelhandel. Dazu kommen sich selbst verstärkende Faktoren wie steigende Löhne oder, wie es der Bremer Ökonom Rudolf Hickel ausdrückt, »monopolistische Preisaufschläge« von Unternehmen, welche die Gunst der Stunde nutzen.
Zwischen den Erzeugerpreisen und den Preisen, die Verbraucher an der Kasse im Laden zahlen, liegt – in der Sprache der Ökonomen – ein »Time-Lag«. Diese Wirkungsverzögerung entsteht, weil Rohstoffe und Produkte monatelang, manchmal jahrelang von Industrie und Handel vor deren Verbrauch eingekauft werden. Im Laden bekommen die Konsumenten daher die Preise zu spüren, die vor etwa einem halben Jahr abgerufen wurden. Die Verzögerung lässt sich am Beispiel des Kaffees zeigen, der statistisch vergleichsweise genau erfasst wird. Bis zum Sommer 2022 lag der wichtigste Indikator für den weltweiten Einkauf von Rohkaffee bei über 200 Punkten. Danach fiel er, zuerst langsam, dann rasant auf bis zu 145 Punkte in diesem Jahr.
Bei den Verbrauchern ist dieser Preisverfall bislang nicht angekommen. Das könnte sich im Laufe des Frühlings ändern. Das Statistische Bundesamt machte am Montag Hoffnung, dass dies nicht allein für das in Deutschland beliebteste Getränk der Fall sein könnte. Die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte haben sich im Januar den vierten Monat in Folge abgeschwächt.
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