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Anti-Inflations-Gipfel in Mexiko: Begrenzte Wirkung
Martin Ling über den Anti-Inflations-Gipfel in Mexiko
Das Phänomen ist global: Der Ukraine-Krieg heizt die Inflation an. Zwar waren schon vor dem Krieg gestiegene Energie- und Lebensmittelpreise festzustellen, nicht zuletzt wegen pandemiebedingter Lieferengpässe, doch der Krieg wirkt insbesondere bei Energie- und Lebensmittelpreisen katalytisch. Denn ob Energie, Getreide oder Düngemittel: Das Angebot ist knapper geworden, weil die Ukraine und Russland weniger liefern können, wollen oder dürfen.
In Lateinamerika wird versucht, das globale Phänomen durch konzertiertes, regionales Handeln einzudämmen. Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador hatte dazu Staatschefs vom Subkontinent zum virtuellen Gipfel geladen. Elf lateinamerikanische Staaten wollen nun an einem Strang ziehen, um die Kosten für »Essen und Basisprodukte für die Ärmsten und Schwächsten« zu senken. Das ist durchaus verdienstvoll.
Die geplanten Maßnahmen machen Sinn: Kooperation im Bereich von Düngemitteln, Abschaffung von Importzöllen und anderen Handelsbeschränkungen – alles, was dazu beiträgt, das Güterangebot auszuweiten, ist unter sonst gleichen Umständen dazu angetan, das Preisniveau zu senken. Um die Ärmsten und Schwächsten zu schützen, werden die Regierungen aber um den Ausbau direkter Hilfen nicht umhinkommen.
In Cancún wurde einmal mehr betont, die regionale Integration und den regionalen Handel zu stärken. Dieser Ansatz ist richtig, doch er hat Grenzen: Kein Land in Lateinamerika hat Spielraum, interregional große Handelsdefizite zuzulassen. Die in Dollar verschuldeten Ländern brauchen Devisen, weil sie die Dollars – anders als die USA – nicht selbst drucken können. Das setzt regionalem Handel enge Grenzen. Daran hat der Ukraine-Krieg nichts geändert.
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