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Wildgeworden: Arzt und rechter Podcaster Brandenburg

Paul Brandenburg wurde während der Corona-Pandemie zum Verschwörungsideologen, jetzt hetzt er gegen »Gewalt-Migranten«

Rechte Verschwörungsideologie – Wildgeworden: Arzt und rechter Podcaster Brandenburg

Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt! Könnte als Selbstbeschreibung von Paul Brandenburg passen. Der Mediziner deckt als selbsternannter Experte vermeintliche Verschwörungen gegen das deutsche Volk auf und geißelte jüngst in einem Podcast die »Einheitspartei« von CDU bis Linke, der es nur um Verhinderung einer AfD-Regierung gehe. Hintergrund ist eine gemeinsame Erklärung der Parteien, einen sachlichen und fairen Bundestagswahlkampf absolvieren zu wollen.

Brandenburgs Posts zum Jahreswechsel auf X sind der vorläufige Tiefpunkt einer Radikalisierung. Vor gut einem Jahrzehnt äußerte er sich in einem Buch und in der Talkshow Maischberger erstmals politisch. Damals kritisierte er durchaus treffend das hierarchische System an deutschen Kliniken.

In der Corona-Pandemie wurde er zum »Impfskeptiker«. Zugleich profitierte er von den Vorschriften, die er verurteilte: Er betrieb drei der äußerst lukrativen Corona-Testzentren. Er warnte vor einem »Merkel-Faschismus« und erklärte, es habe »aus ärztlicher Sicht nie eine Corona-Pandemie in Deutschland« gegeben. Seit Oktober 2021 veröffentlicht er gemeinsam mit der ebenfalls in der Corona-Leugnerszene aktiven Milena Preradovic wöchentlich einen Podcast für »linksoffene Rechte, rechtsoffene Linke und alle anderen, die noch ganz dicht sind«. Auf Youtube – von ihm als »Zensurplattform« gelabelt, wohl, weil mal ein Video gelöscht wurde, in dem er erklärte, wie man einen Impfpass fälscht – hat er 106 000 Abonnenten.

Während der Podcast – Folge 170 mit dem Kommunikationswissenschaftler Michael Meyen ging am 28. Dezember online – im Ton noch vergleichsweise moderat ist, postet der 47-Jährige auf X frei von der Leber weg. Unfälle und Zerstörungen durch selbstgebastelte Silvesterböller nennt er »Umvolkung mittels islamischer Gewalt-›Migranten‹«. Und mit Blick auf den aus Saudi-Arabien stammenden Attentäter von Magdeburg, der als Psychiater arbeitete, behauptet er, »als Notarzt« habe er »unzählige ›Ärzte‹« angetroffen, die »vermutlich Hochstapler« gewesen seien. Die Aufzählung ließe sich endlos fortsetzen, viel Unappetitliches ist dabei. Elon Musk sei dank wird sein Konto auch für Falschbehauptungen jetzt auf X, anders als zu Twitter-Zeiten, nicht mehr gesperrt.

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