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Streik erfolgreich: Klinikpersonal in Gießen-Marburg atmet auf

Streik am Uniklinikum Gießen-Marburg hatte Erfolg

Dass die Pflegerin Katja Velte die Mütter von erkrankten Kleinkindern wegen Zeitnot nicht angemessen betreuen kann, soll am Universitätsklinikum Gießen und Marburg der Vergangenheit angehören. Ebenso hofft André Schreiner darauf, dass die Patienten an der Notaufnahme in Marburg nicht mehr so lange warten müssen, weil die Einrichtung chronisch unterbesetzt ist. Die Aggressivität habe dort spürbar zugenommen, sagt der Mitarbeiter im Sicherheitsdienst.

Die Gewerkschaft Verdi und die Klinikleitung haben ihren Tarifkonflikt beilegen können. Beide Seiten einigten sich am Freitagabend auf ein Eckpunktepapier, das bessere Arbeitsbedingungen für die mehr als 7000 nicht-ärztlichen Angestellten vorsieht. »Die Entlastung für die Beschäftigten der Uniklinik kommt. Ihre enorme Streikbereitschaft hat den Arbeitgeber zu einem guten Kompromiss bewegt«, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Fabian Dzewas-Rehm in einer Mitteilung. Der Ausstand wurde am Samstag mit dem Beginn des Frühdienstes beendet. Nach Angaben von Verdi hatten sich seit dem 27. März täglich rund 1000 Personen an dem Streik beteiligt.

Mit der Einigung gibt es bundesweit zum ersten Mal einen Entlastungstarifvertrag in einem kommerziell betriebenen Krankenhaus. Er beinhalte unter anderem schichtgenaue Personalvorgaben für Stationen und Funktionsbereiche, erläutert Dzewas-Rehm. In den Bereichen Krankenpflege und Psychiatrie werde eine Personalbemessung in jeder Schicht verbindlich. In anderen Bereichen gebe es feste Verhältnisse von Beschäftigten zu Patienten. Erstmals seien auch Lehrkräfte und Ambulanzen in die Regelungen einbezogen.

Wenn Vorgaben nicht eingehalten werden oder kommt es zu außergewöhnlichen Belastungssituationen, erhalten die betroffenen Mitarbeiter demnach einen Ausgleich. Ab April 2024 bekommen sie für drei belastende Schichten einen zusätzlichen freien Tag.

In anderen Bereichen wie Laboren oder Technik sollen 102 neue Vollzeitstellen geschaffen werden. Zudem gelte der Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen und Outsourcing nun auch für die rund 300 Beschäftigten der UKGM Service GmbH, hieß es.

Auch die Klinikleitung zeigte sich über die Einigung erleichtert. Es sei ein umfassendes Angebot zur Beschäftigungssicherung und Entlastung gemacht worden, heißt es in einer Mitteilung an die Beschäftigten. Dabei sei sie an die »Grenze der Belastbarkeit« gegangen, um die Arbeitssituation in allen Bereichen des Klinikums zu verbessern. Die Leitung will jetzt zusätzliche Mitarbeiter gewinnen und Kollegen davon überzeugen, »ihren Arbeitsumfang am UKGM zu erhöhen«. Das käme einer Trendwende gleich. Denn bislang äußerten Beschäftigte wegen der Arbeitsbelastung vielfach den Wunsch, ihre Arbeitszeit zu verkürzen.

Nach der Einigung werden beide Seiten die Zustimmung ihrer jeweils zuständigen Gremien bis zum 31. Mai einholen. Spätestens Ende September soll der Entlastungstarifvertrag dann unterzeichnet sein und rückwirkend ab dem 1. April gelten.

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