Solidarität mit Mumia Abu Jamal

Der 69-Jährige soll lebenslang im Gefängnis bleiben

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.

Über 100 Menschen drängten sich am Montagabend im Versammlungsraum der linken Kneipe »Syndikat« in Berlin-Neukölln zu einer Geburtstagsfeier der besonderen Art. Am 24. April wurde der US-Journalist Mumia Abu Jamal, einer der weltweit bekanntesten politischen Gefangenen, 69 Jahre alt. Abu Jamal war 1982 in den USA wegen eines Polizistenmordes zum Tode verurteilt worden, diesen Vorwurf hat er stets bestritten.

Eine weltweite Solidaritätsbewegung verhinderte Ende der 1990er Jahre die Hinrichtung von Abu Jamal, seine Todesstrafe wurde daraufhin in lebenslängliche Haft umgewandelt. In den USA bedeutet das, dass die Gefangenen bis zu ihrem Tod hinter Gittern bleiben. Daher kämpfen Aktivisten seit vielen Jahren für die Neuauflage des Prozesses von Abu Jamal.

Teller und Rand – der Podcast zu internationaler Politik
Teller und Rand ist der nd.Podcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.

In den letzten Monaten gab es dafür Hoffnungen. So konnte anhand von gefundenen Dokumenten bewiesen werden, dass der zuständige Richter, der Abu Jamal vor 42 Jahren des Mordes schuldig sprach, ein faires Gerichtsverfahren verhinderte. 2018 waren in einem Schrank im Gerichtsgebäude von Philadelphia Dokumente gefunden worden, die Abu Jamal entlasten, von der Staatsanwaltschaft aber nicht weitergeleitet wurden.

Doch die Richterin Lucretia Clemons entschied am 31. März, dass die Dokumente für eine neue Beweisanhörung nicht ausreichen würden. Sie räumte ein, dass Abu Jamal bei seinen Gerichtsprozessen durch eine rassistische Auswahl der Jury, die über Schuld oder Unschuld der Angeklagten entscheidet, benachteiligt wurde – damals wurden Personen mit schwarzer Hautfarbe gezielt ausgeschlossen. Doch dies hätte Abu Jamal bereits in den 1990er Jahren vorbringen müssen, erklärte Clemons.

Die Ablehnung eines neuen Prozesses für Abu Jamal sorgte auch bei Juristen für Kritik. Sie monierten, dass sich die Richterin mit der Ablehnung eines neuen Verfahrens über die aktuelle Rechtsprechung hinwegsetzt. Danach sollte ein Nachweis genügen, dass eine rassistische Diskriminierung von Jury-Mitgliedern vorlag, um ein Urteil aufzuheben. Auch dass die Staatsanwaltschaft entlastende Dokumente zurückhielt, macht nach dieser Auslegung das Urteil ungültig.

Dass Abu Jamal trotzdem keinen neuen Prozess bekommt, ist für die Solidaritätsgruppen ein Hinweis, dass rechte Polizeigewerkschaften in den USA noch sehr viel Einfluss haben. Denn die wehren sich vehement gegen jegliche Zugeständnisse im Fall von Abu Jamal und waren auch dagegen, dass das Todesurteil nicht vollstreckt wurde.

Die Solidaritätsbewegung in Berlin will ihre Bemühungen jetzt verstärken. »Hätte es die nicht gegeben, wäre Mumia schon längst hingerichtet worden«, erklärte eine Rednerin. Im letzten Teil der Veranstaltung wurden Texte von Mumia verlesen, die er in den letzten vier Jahrzehnten in Hochsicherheitstrakten verfasst hat. Darin bezieht er klar Partei für die Ausgestoßenen und Schwachen in der Gesellschaft.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.