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Trumps Opfer
Keine Fake News: Tucker Carlson von Fox entlassen
Das ist nicht vergnügungssteuerpflichtig, sagt man so, wenn schlechte Nachrichten anstehen. Für Fox sind schlechte Nachrichten gute Nachrichten. Als Donald Trump die Wahl verloren hatte und behauptete, sie sei ihm »gestohlen« worden, lief das bei Fox rauf und runter. Auch wenn das niemand im Sender glaubte. Das Fernsehen gibt, das Fernsehen nimmt: Trump war der erste echte Fernsehpräsident, ursprünglich hatte er sich nur an der Präsidentenwahl beteiligt, um die Einschaltquoten seiner TV-Show zu verbessern. Und dann regierte er wie in einer Sitcom. Alle Medien auf der Welt waren restlos begeistert. Ganz zum Schluss versuchte er einen Staatsstreich und tat dann so, als habe er nichts damit zu tun.
Dass die Fox-Leute Trump kein Wort glaubten, enthüllte die Firma Dominion, als sie gegen die Fake News von Fox News klagte. Denn für das Unternehmen, das Wahlmaschinen herstellt, waren sie geschäftsschädigend. Vergangene Woche hat der Fernsehsender sich vor Gericht auf einen Vergleich geeinigt und Dominion bekommt 787 Millionen Dollar Schadenersatz. Der Trump’sche Unsinn war also doch vergnügungssteuerpflichtig. Und das politische Leben mehr als nur reiner Blödsinn. Das hatten die US-Amerikaner schon vorher gemerkt, als Trump die Steuern für Reiche runter-, die Umweltschutzgesetze zurück- und den Sozialstaat außer Kraft setzte.
Und jetzt hat es auch einer der Starmoderatoren von Fox gemerkt: Am Montag wurde Tucker Carlson von Fox entlassen. Seine letzte Sendung war am vergangenen Freitag gelaufen. Fox bedankte sich bei dem 53-Jährigen für seine Arbeit und schwieg sich über die Gründe für die Trennung aus. Carlson war eine der populärsten Figuren des Senders, bekannt für Hetze, Desinformation, Rassismus und Sexismus. Der Bankiersohn kam ursprünglich vom Printjournalismus und schrieb Kolumnen für New Yorker Magazine, die politisch eher liberal gehalten waren. Dann ging er zu CNN und anderen Sendern und entwickelte eine eigene Art von Talkshow-Theater mit viel Polemik und wenig Fakten, was ihn schon aus Gründen der Dramaturgie immer mehr nach rechts tendieren ließ.
In seiner Abendsendung »Tucker Carlson Tonight«, die seit 2017 auf Fox läuft, präsentierte er sich als unerschrockener Trump-Unterstützer, der auch dessen Lüge von der Wahllüge, der ihm angeblich gestohlenen Wahl, unverdrossen propagierte. Auch zeigte er ausgewählte Bilder vom Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 und behauptete ganz im Sinne Trumps, damals seien lediglich friedliche Demonstranten unterwegs gewesen. Tatsächlich starben fünf Menschen und 140 Polizisten wurden verletzt.
Doch im Vorfeld des von Dominion gegen Fox angestrebten Prozesses gegen den Ex-Präsidenten wurden Textnachtrichten von Carlson bekannt, in denen er einem Mitarbeiter zwei Monate nach der von Trump verlorenen Präsidentenwahl 2020 geschrieben haben soll: »Wir sind sehr, sehr nahe dran, Trump an den meisten Abenden zu ignorieren. Ich kann es wirklich kaum erwarten. Ich hasse ihn leidenschaftlich.« Desweiteren kritisierte er das Management des Senders.
Wie geht das zusammen? Das eine tun und das andere nicht lassen – Carlson ist ein Lehrbeispiel für den berühmten Satz »Kulturindustrie«-Kapitel in der »Dialektik der Aufklärung« von Horkheimer und Adorno: »Für alle ist etwas vorgesehen, damit keiner ausweichen kann«. Der Sender Fox, der bei einem Prozess in Dauerschleife schlechte Nachrichten bekommen hätte, hat für Carlson eine neue Rolle vorgesehen: als Bauernopfer.
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