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Hauptversammlung von RWE: Konzern bleibt »Klimakiller«
Konzern setzt auf grüne Imagepflege
Vor ein paar Tagen hat der Energiekonzern RWE sein 125-jähriges Bestehen gefeiert. Am 25. April 1898 wurde in Essen die Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk AG gegründet. Damals als lokaler Energieversorger setzte RWE auf Steinkohle. Wenig später ab 1914 begann der Konzern mit dem Braunkohleabbau im großen Stil. Ein Geschäftsbereich, der bis heute für viel Kritik sorgt.
Auf die Konzerngeschichte ist man in Essen sehr stolz. Bei einer Feierstunde bezeichnete der RWE-Vorstandsvorsitzende Markus Krebber den Konzern als »Pionier der Elektrifizierung«. Es sei auch ihm zu verdanken, dass die »Verfügbarkeit von Strom heute als selbstverständlich gilt«. Ein roter Faden in der Geschichte von RWE sei auch die Bereitschaft, »Verantwortung zu übernehmen«. Das gelte für die Mitarbeiter, die Region und die ganze Gesellschaft. Auch Nordrhein-Westfalens christdemokratischer Ministerpräsident Hendrik Wüst war bei der Geburtstagsfeier des Energiekonzerns voll des Lobes. RWE habe »den industriellen Aufschwung in Nordrhein-Westfalen maßgeblich mitgestaltet«. Auch heute übernehme der Konzern »Verantwortung«, etwa beim Strukturwandel im Rheinischen Revier oder »auf dem Weg in die Klimaneutralität«.
In die an diesem Donnerstag virtuell stattfindende Hauptversammlung geht der Essener Energieriese mit zahlreichen Erfolgsmeldungen. Im vergangenen Jahr hat RWE einen Gewinn von 6,3 Milliarden Euro erwirtschaftet. Einer der Gründe dafür: der Ukraine-Krieg. Kohlekraftwerke, die eigentlich schon vom Netz oder in der »Sicherheitsbereitschaft« sein sollten, verfeuern den fossilen Energieträger weiter. Bis zum 15. April konnte das Atomkraftwerk Emsland in Lingen Strom produzieren. Außerdem ist RWE zentraler Akteur der deutschen Flüssiggasstrategie. Die beiden schwimmenden LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel wurden von dem Energiekonzern im Auftrag der Bundesregierung gechartert. Stolz verkündet RWE-Chef Markus Krebber in seinem Redemanuskript für die Hauptversammlung, dass der Konzern 67 LNG-Cargos nach
Europa geliefert hat. Das sei eine Verdreifachung im Vergleich zum Jahr 2021.
Wegen des Engagements im Bereich LNG gibt es allerdings auch massive Kritik an RWE. Zu den zwei bestehenden Terminals ist ein Megaprojekt vor der Insel Rügen geplant. Zwar berichtete der »Spiegel« letzte Woche, dass RWE sich daraus wieder zurückziehen will. Der Grund soll die Sorge vor einem Imageverlust sein, wie ihn der Konzern zuletzt durch die Räumung und Abbaggerung des Dorfes Lützerath erlitten hat. Aber Sascha Müller-Kraenner von der Deutschen Umwelthilfe traut dem Konzern nicht. Der Genehmigungsantrag beim Bergamt in Stralsund sei noch nicht zurückgezogen worden, erklärte Müller-Kraenner am Dienstag bei einem Pressegespräch. Ein Rückzug aus dem Rügen-Projekt sei außerdem nicht ausreichend. RWE plane gerade, in Nordrhein-Westfalen seine Kohlekraftwerke durch Gaskraftwerke zu ersetzen. Damit bleibe der Konzern »sich treu« und feuere weiter die Klimakrise an. Müller-Kraenner fordert RWE auf, seine Kohle-, LNG- und Frackinggas-Projekte zu stoppen. »Die Zukunft unserer Energieversorgung sind dagegen eine hundertprozentige Nutzung von Erneuerbaren Energien und handfeste Lösungen für effiziente Energieeinsparungen«, so die Forderung des Geschäftsführers der Deutschen Umwelthilfe.
Kritik gibt es auch weiterhin am klassischen RWE-Geschäft mit der Braunkohle. »Nach der Zerstörung Lützeraths frisst sich der Tagebau Garzweiler jetzt weiter Richtung Westen und will auf dem Weg die Landstraße L12 und sieben weitere Windkraftanlagen platt machen«, kritisiert Pauline Brünger von Fridays for Future die Pläne des Konzerns im Rheinischen Revier und kündigt Widerstand an. Man werde sich RWE »in den Weg stellen«. Der Energieriese sei immer noch »der größte Klimakiller in ganz Europa«.
Auf die klassischen Geschäftsfelder von RWE zielen auch Anträge des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre für die Hauptversammlung ab. Sie verlangen, den Vorstand nicht zu entlasten. RWE setze auf fossile Energieträger und gefährliche Technologien. Es wäre besser, wenn der Geschäftsbericht »nicht den Titel ›Energie aus Leidenschaft‹, sondern ›Energie, die Leiden schafft‹ tragen würde«, erklärt Markus Dufner. Auch eine Dividendenausschüttung in Höhe von 90 Cent je Aktie lehnen die Konzernkritiker ab. Es wäre besser, wenn RWE das Geld behalten und für die Langzeitfolgen von Braunkohlebergbau und Atomenergie nutzen würde. »Sollte es zu einer realistischen Bilanzierung der Ewigkeitslasten des Braunkohletagebaus im Rheinischen Revier kommen, würden die derzeitigen Rückstellungen der RWE AG bei Weitem nicht ausreichen«, argumentiert Markus Dufner.
Kein Vertrauen haben die Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre auch in den RWE-Aufsichtsrat. Dieser habe den Einstieg des Qatar Investment Authority Fonds erlaubt. Der Staatsfonds aus dem autoritär regierten Quatar ist nun größter RWE-Aktionär. Der Staatsfonds sei stark in fossile Investments involviert, kritisiert Markus Dufner. Das sei eine »gefährliche Abhängigkeit«.
Mit den über 2,4 Milliarden Euro aus Quatar hat RWE die Übernahme des US-Solarspezialisten Con Edison Clean Energy Businesses teilweise finanziert. Der Essener Energiekonzern möchte nämlich weg vom Schmuddelimage des fossilen Dinosauriers. Dafür fährt er international Beteiligungen und Übernahmen hoch. Solaranlagen im US-Bundesstaat Georgia, Windparks in den USA, Schweden oder Großbritannien. Für RWE-Chef Markus Krebber ist das ein Erfolg. Der Konzern verkauft das als »Growing Green«-Strategie. Mehr als 50 Milliarden Euro will RWE in die Energiewende investieren.
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