Roman Protassewitsch: Knast trotz Kollaboration

Der belarussische Blogger Roman Protassewitsch muss acht Jahre in Haft

  • Daniel Säwert
  • Lesedauer: 2 Min.

Als das Flugzeug im Mai 2021 kurz vor Vilnius in Richtung Minsk abdrehte, hatte Roman Protassewitsch eine böse Ahnung. Das sei alles seinetwegen, entschuldigte sich der Blogger und Journalist sich bei den Mitreisenden. Gemeinsam mit anderen Aktivisten betrieb Protassewitsch den Telegram-Kanal Nexta, der bei den Protesten gegen die gefälschte Präsidentschaftswahl 2020 eine bedeutende Rolle. Seitdem waren die belarussischen Behörden hinter dem heute 27-Jährigen her, der zur eigenen Sicherheit das Land verlassen hatte.

Tags darauf präsentierte das Staatsfernsehen ein Video, in dem Protassewitsch sich dazu bekannte, »Massenunruhen« in Minsk organisiert zu haben. Glaubwürdig wirkte das nicht, waren die Folterspuren an Händen und im Gesicht doch deutlich zu sehen. Dass Lukaschenko ihm persönlich die Nase gebrochen habe, verneinte er und sprach lieber von Diktator als »Mann mit Eiern aus Stahl«. Noch unerklärlicher als das Lob des Oppositionellen für Lukaschenko war seine Ankündigung, mit den Behörden zu kooperieren. Doch Anfangs ging die Strategie auf. Gemeinsam mit seiner damaligen Freundin Sofia Sapega konnte er nach einem Monat aus dem Knast in den Hausarrest. Später durfte Protassewitsch sogar wieder in sozialen Medien aktiv sein und rief Oppositionelle gleich dazu auf, »ihre Schuld einzugestehen

Nach langem Schweigen machte Protassewitsch seine Trennung von Sapega öffentlich und verkündete, bereits geheiratet zu haben. Wen genau, weiß niemand. Denn auf den veröffentlichten Hochzeitsfotos ist das Gesicht der Braut unkenntlich gemacht. Gemunkelt wird, die Frau stamme aus dem System. Genützt hat Protassewitsch seine Anbiederung nicht, das hat er wohl selbst geahnt. Als am Mittwoch das Urteil verkündet wurde, kam er bereits mit gepackter Tasche ins Gericht, um die Strafe von acht Jahren Lagerhaft anzutreten.

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