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Klassenfahrt in Heidesee: Berliner Schüler rassistisch bedroht
Schüler einer Gemeinschaftsschule in Kreuzberg mussten mitten in der Nacht unter Polizeischutz abreisen
Ein Wochenende am idyllisch gelegenen Frauensee, um sich in aller Ruhe gemeinsam auf die Matheprüfungen zum Mittleren Schulabschluss vorzubereiten – so hatte es eine Schulklasse der Lina-Morgenstern-Schule in Berlin-Kreuzberg geplant. Für ein Wochenende wurden Zimmer in einer Jugendherberge in Heidesee (Landkreis Dahme-Spreewald) gebucht. Doch der Lernmarathon wurde jäh unterbrochen: In der Nacht zu Sonntag mussten die Schüler unter Polizeischutz abreisen, weil es massive Auseinandersetzungen mit örtlichen Jugendlichen gegeben hatte.
Zuvor hatten Brandenburger Jugendliche die Berliner Schüler – zum übergroßen Teil mit Migrationshintergrund – am See heftig beleidigt und bedroht. Wie die Polizei bestätigt, sollen dabei vor allem rassistische Beleidigungen gefallen sein. Die »B.Z.« zitiert einen der Jugendlichen mit den Worten: »Wir klatschen euch weg, ihr Kanacken.« In der Nacht sollen die Jugendlichen, die ebenfalls in der Jugendherberge übernachteten, dann die Schüler erneut bepöbelt haben. Dem »Tagesspiegel« erklärte ein Sprecher der Bildungsverwaltung, dass die Gruppe dabei alkoholisiert gewesen sei und Masken getragen habe. Sie habe die Schüler umzingelt und versucht, in ihre Räume einzudringen. Gegen 0.30 Uhr alarmierten die Berliner die Polizei, die kurz darauf eintraf und eine körperliche Auseinandersetzung verhinderte.
Der betreuende Lehrer entschied daraufhin, das Mathe-Camp abzubrechen. Noch in der Nacht wurde der Großteil der Schüler von den Eltern abgeholt. Die Polizei begleitete sie auf der Rückfahrt. Sieben Personen konnten die Einrichtung dagegen erst am Sonntagmorgen verlassen und wurden von Mitarbeitern der Herberge zum Bahnhof Königs Wusterhausen gebracht. Für den Montagnachmittag war eine interne Informationsveranstaltung der Schule gemeinsam mit dem schulpsychologischen Dienst der Bildungssenatsverwaltung geplant.
Die Polizei ermittelt wegen Beleidigung sowie Volksverhetzung und prüft Ermittlungen wegen Bedrohung. »Schüler einer Klasse aus Berlin gaben an, im Zuge einer verbalen Auseinandersetzung von Gästen einer Geburtstagsfeier fremdenfeindlich beleidigt und bedroht worden zu sein«, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Süd Pressevertretern. Noch in der Nacht seien 28 Gäste der Jugendherberge erkennungsdienstlich behandelt und befragt worden. Ob alle von ihnen an den Übergriffen beteiligt waren, ist noch unklar. Die Ermittlungen hat der brandenburgische Staatsschutz übernommen.
Auf ihrer Homepage bestätigt die Jugendherberge am Frauensee die Vorfälle. »Wir verurteilen jegliche Form von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus aufs Schärfste«, wird Geschäftsführerin Nora Runneck dort zitiert. Der Bucherin der Gruppe habe man Hausverbot erteilt. Sie soll die Räumlichkeiten für den 18. Geburtstag ihres Sohnes gebucht haben. 20 Gäste sollten demnach in der Jugendherberge übernachten, weitere 60 seien als Tagesgäste angemeldet gewesen.
»Wir als Gemeinde distanzieren uns von jedem fremdenfeindlichen Verhalten«, erklärte Björn Langner (parteilos), der Bürgermeister der Gemeinde, am Mittwoch. Auch die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch kommentierte die Vorfälle: »Mit solchen Übergriffen will ich mich und dürfen wir uns nicht abfinden.« Es gelte zunächst, den Schülern bestmögliche Hilfe zu geben. Daher habe man das Krisenteam der Verwaltung verständigt. »Viele Kinder stehen unter Schock. Sie kannten diese Ausländerfeindlichkeit aus Berlin nicht«, zitiert die »B.Z.« den Vater einer Schülerin. Nach seinen Angaben gebe es nun Überlegungen, die für Mittwoch geplante Matheprüfung zu verschieben.
Die Auseinandersetzung am Frauensee ist bereits der dritte Vorfall innerhalb kurzer Zeit, bei dem auffallend junge Brandenburger an rassistischen Übergriffen beteiligt sind. Im April wandten sich Studierende der Universität Potsdam an die Öffentlichkeit: Am Universitätsstandort Golm komme es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit rechten Jugendlichen, die bereits zu tätlichen Angriffen eskalierten. Die Jugendlichen sollen auch Universitätsgebäude beschädigt und Hakenkreuze gesprüht haben. Ebenfalls im April verfassten Lehrer einer Schule in Burg im Spreewald einen Brandbrief, der auf offen auftretende Rechtsextreme unter den Schülern aufmerksam machte. Schüler sollen demnach im Unterricht den Hitlergruß gezeigt haben und Schulmöbel mit Hakenkreuzen beschmiert haben. Am Mittwoch verteilte die rechtsextreme Kleinpartei »Dritter Weg« Flyer vor dem Schulgelände.
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