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Philipp Westermeyer von OMR, der Pop-Kapitalist
Wachstum, Wachstum, Wachstum, aber immer nett verpackt
Die Fridays for Future Aktivistin Luisa Neubauer stellt genau die richtige Gegenfrage: »Ach, jetzt willst du ’ne Marketing-Strategie erfahren oder so?« Neubauer ist Rednerin auf dem Omr Festival in Hamburg. 70 000 Menschen haben sich am Dienstag und Mittwoch in Hamburg getroffen, ursprünglich einmal, um über Onlinemarketing zu sprechen. Der, der Neubauer fragt, wie Fridays for Future so groß wurde, ist der Initiator des Festivals in den Hamburger Messehallen: Phillipp Westermeyer. Für Neubauers handfeste Kritik an Festival-Sponsor Audi interessiert sich Westermeyer nicht. Sein Interesse: Wie wird etwas groß und noch besser, wie kann man damit Geld machen? Das kann man auch jede Woche im Omr-Podcast bestaunen, in dem Westermeyer sich mit Start-Up-Gründern oder Unternehmenschefs unterhält. Den »Zeit«-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo fragte er sogar, ob er sich darüber ärgere, keine Anteile an dem Medium zu besitzen oder nicht etwas Eigenes gegründet zu haben. Der »Zeit«-Chef blieb cool und erklärte, großzügig bezahlt zu werden.
Zu Westermeyer und der offensiv von ihm vertretenen Ideologie passt das nicht. Es geht im Kern immer um Geld. Was hat eine Unternehmensübernahme gebracht? Wie reich wurde man durch einen Verkauf? Dabei wirft Westermeyer mit Buzzwords um sich. Was ein Unternehmen macht, das ist für den Hamburger, der in seiner Jugend Journalist werden wollte, zweitrangig. Er ist der deutsche Lautsprecher eines Pop-Kapitalismus wie aus dem Bilderbuch. Erfolgreich ist Westermeyer damit auch noch. Omr – was einmal für Online Marketing Rockstars stand, heute aber vermutlich, weil es cooler ist, nur noch abgekürzt wird – schafft es, internationale Pop– und Wirtschaftsstars nach Hamburg zu locken. Und wenn mit Großveranstaltungen nicht so viel geht, wie in der Corona-Pandemie: für die Firma von Philipp Westermeyer kein Problem. Man übernahm Dienstleistungen für das Impfzentrum in der Messe.
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