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Carlo Rovelli darf nun doch für Italien zur Frankfurter Buchmesse
Der Autor und Wissenschaftler Carlo Rovelli wurde kurzzeitig zur »persona non grata« erklärt
»Wenn jemand wie er Italien auf der Buchmesse in Frankfurt vertreten würde, dann könnte das zu institutionellen Peinlichkeiten führen.« Das sagte der Präsident der italienischen Verleger und Beauftragte für die Buchmesse Ricardo Levi. Der »er«, der so gefährlich werden könnte, ist der Autor und Physiker Carlo Rovelli, Mitentwickler der Schleifenquantengravitation. Er war eingeladen worden, auf der Auftaktveranstaltung der Buchmesse zu sprechen und damit sein Heimatland Italien zu vertreten. Für einige »peinlich« könnten aber nicht seine für Normalsterbliche nur schwer verständlichen Theorien auf dem Gebiet der Quantenmechanik werden, sondern wohl eher seine politischen Äußerungen. Denn Carlo Rovelli ist links und antifaschistisch und mischt sich gern ein. Auch deshalb ließen ihn die Gewerkschaften auf der großen Erste-Mai-Kundgebung in Rom sprechen. Dort griff er Verteidigungsminister Guido Crosetto an, der einer der wichtigsten Lobbyisten des größten italienischen Rüstungskonzerns »Leonardo« war und von diesem in den vergangenen Jahren über zwei Millionen Euro erhalten hat. Dieser Mann, so Rovelli, sollte uns verteidigen und nicht Mordwerkzeuge an die Welt verkaufen ...
Das reichte aus, um Rovelli zur »persona non grata« zu erklären. Der Buchmesse-Beauftragte Levi lud den international anerkannten Wissenschaftler, dem die faschistoide Regierung in Rom nicht gefällt, wieder aus. Das schlug in Italien hohe Wellen. Minister Crosetto sagte, der Physiker solle sich gefälligst nicht über Sachen auslassen, von denen er nichts verstünde. Er selbst würde schließlich auch nicht über Physik sprechen. Nach heftigen Protesten machte Verleger-Chef Levi eine Kehrtwende und lud den ausgeladenen Intellektuellen kurzerhand wieder ein. Das Ganze sei nur ein »riesiges Missverständnis« gewesen. Aber das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen, italienische Intellektuelle sehen in dem Vorgang einen Fall von Zensur.
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