Helmut Berger: Für immer Adonis

Die Schauspielikone Helmut Berger ist tot – und bleibt unsterblich

  • Niko Daniel
  • Lesedauer: 2 Min.
Nachruf – Helmut Berger: Für immer Adonis

Weltberühmt ist die Geschichte, die Oscar Wilde in seinem homoerotischen Opus magnum »Das Bildnis des Dorian Gray« erzählt. Die bildschöne und vitale Hauptfigur hat ein Gemälde seiner Selbst, das statt seiner altert. Dass in Massimo Dallamanos Kinoadaption von 1970 Helmut Berger die Titelrolle spielen musste, war zwingend. Berger ist Dorian Gray.

1944 in Österreich geboren, entfloh er der Enge der postfaschistischen Alpenrepublik und lebte in Rom, wo er sich als Fotomodell und Statist für den Film verdingte. Das Bildnis des Helmut B. wurde durch einen Mann geschaffen, der Luchino Visconti heißt. Der 38 Jahre ältere Regisseur machte Berger zu einem Star – und zu seinem Geliebten. Durch Viscontis Filme – »Hexen von heute«, »Die Verdammten«, »Ludwig II.« etwa – bleibt dessen Muse ein ewig schöner Jüngling.

Helmut Berger steht für all das, was in Österreich wie BRD und DDR in den 60er Jahren fehlte: für endlosen Genuss, für glamourösen Stil, Welthaltigkeit und durchdringende Erotik. Was nach Viscontis Tod 1976 folgte, verblasst angesichts der Eindrücke, die man einmal durch den jungen Berger auf der Leinwand gewonnen hat. Kein gescheiterter Suizidversuch, keine wiederkehrenden schlechten Filme, nervende Talkshow-Auftritte, Abhängigkeiten, Skandale und selbst keine Teilnahme am »Dschungelcamp« nehmen etwas von dem Glanz, den diese Ikone weithin sichtbar ausstrahlt.

Helmut Berger, der, wie seine Agentur mitteilte, am 18. Mai in Salzburg tot aufgefunden wurde, bleibt unsterblich.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.