Werbung

Stan Grant und die blutige Krone

Der australische TV-Journalist Stan Grant kündigt seinen Job wegen Rassismus

Personalie – Stan Grant und die blutige Krone

Das britische Königshaus ist ein Anachronismus. Ein noch größerer Anachronismus ist die Tatsache, dass der amtierende König Charles das Oberhaupt des Commonwealth ist und damit das Staatsoberhaupt von Australien, Neuseeland oder Kanada.

Das ist das Ergebnis des britischen Kolonialismus, einem barbarischen ökonomischen System. Daran erinnerte der Fernsehjournalist Stan Grant in einer australischen Talkrunde während der Berichterstattung seines Senders ABC zur Krönung von Charles III. Der 1963 geborene Grant ist ein Wiradjuri, aus einer der First Nations Australiens. In der Talkrunde unterstrich er, dass für ihn die britische Krone die »Invasion und den Diebstahl unseres Landes« repräsentiere. »Im Namen der Krone wurde mein Volk in Missionen und Reservate segregiert, Kinder wurden ihren Familien gestohlen und mein Volk wurde massakriert«.

Nach dieser sachlichen Feststellung drehten die Konservativen durch, im Internet hagelte es Beschimpfungen und Gewaltfantasien gegen Grant. Das hatte es schon früher gegeben, aber nicht in diesem Ausmaß. ABC legte Beschwerde bei Twitter ein, wegen dieses »unerbittlichen rassistischen Schmutzes« gegen seinen Mitarbeiter. Darauf gab es keine Antwort aus dem Musk-Konzern– aber es gab auch keine öffentliche Verteidigung von Grant durch ABC. Deshalb erklärte er nun seinen Rücktritt als Moderator. Er fühlte sich allein gelassen und wieder so wie früher schon auf dem Klassenfoto, als er das »dunkelste Gesicht in der Schulklasse im weißen Australien der 70er Jahre war«, schrieb er auf der Website von ABC: »Ich schaue in eine Welt, zu der ich nicht gehöre«.

Australien ist das einzige Commonwealth-Land, das mit seinen First Nations keine Verträge abgeschlossen hat. Er habe es gelernt, »die Zähne zusammenzubeißen«, schrieb Grant. »Aber Rassismus ist ein Verbrechen. Rassismus ist Gewalt. Und ich habe genug«.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.