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Forscherin und Feministin: Maria Mies verstorben
Maria Mies verstorben
Wir schreiben unsere Geschichte, indem wir sie machen», lautete der Leitspruch von Maria Mies, die am 15. Mai im Alter von 92 Jahren gestorben ist. Sie selbst hat als Feministin und Antimilitaristin Geschichte geschrieben. In den 1980er Jahren spielte sie als Ökonomistin eine wichtige Rolle in der Frauenbewegung der Bundesrepublik. Sie und ihre Mitstreiterinnen füllten damals Hörsäle, ihre Schriften waren weitverbreitet.
Politisiert hatte sich Maria Mies, die 1931 in einer kinderreichen Familie in einem Eifeldorf 1931 geboren worden ist, schon lange vor Bildung der Apo, der Außerparlamentarischen Opposition. Sie musste und wusste sich früh gegen patriarchale Traditionen durchzusetzen. Für Maria Mies war bereits in den 1950er Jahren klar, dass sie nicht den typischen Lebensweg einer jungen Frau aus einem Dorf in der Provinz beschreiten wollte, der sich auf Küche, Kinder und Kirche beschränkte. In der Ausbildung als Lehrerin, die sie 1947 begann, sah sie eine Möglichkeit der Emanzipation von Rollenklischees. Ebenso wichtig war ihr politisches Egagement. «Wir diskutierten über die Wiederbewaffnung, die wir alle ablehnten. ›Nie wieder Krieg!‹ – diesen Slogan hielten wir hoch», erinnerte sich Marie Mies später an ihre Auseinandersetzungen mit einer Ortsgruppe der Jungen Union, der Jugendorganisation der CDU.
Aus der Enge der formierten Gesellschaft eines Konrad Adenauer und Ludwig Erhard floh Maria Mies schließlich nach Indien; selbstbewusst hatte sie sich auf eine Stelle als Lektorin beim dortigen Goethe-Institut beworben. Als ihre Tätigkeit in Indien im Dezember 1967 beendet war, kehrte sie in ein Land zurück, in dem sich, ausgehend von den Studentenrevolten an den Hochschulen und Universitäten, grundlegende gesellschaftliche Veränderungen zu vollziehen schienen. Maria Mies war mittendrin, beteiligte sich an Protesten gegen den Vietnamkrieg, die Notstandsgesetze und weitere Aufrüstung. Mit Unverständnis reagierte sie allerdings auf Vorstöße von Feministinnen wie Alice Schwarzer, für die zur Gleichberechtigung der Frauen auch die Forderung nach Ermöglichung von deren Dienst in der Bundeswehr gehörte. Maria Mies hingegen verwies immer wieder auf die Verdienste der von Frauen getragenen Friedensbewegung, deren Theorie von einer besonderen Friedfertigkeit des weiblichen Geschlechts aber durchaus umstritten blieb.
Anfang der 70er Jahre setzte sie sich für ein autonomes Frauenhaus als Zufluchtsort vor häuslicher Gewalt ein. Auf wissenschaftlichem Gebiet wurde die Professorin gemeinsam mit Claudia von Werlhoff und Veronika Bernholdt Thomsen eine der Exponentinnen eines feministischen Ansatzes, der auf entsprechende blinde Flecken des Marxismus reagierte und unter anderem die entgeltlose Hausarbeit von Frauen kritisierte. «Frauen, die letzte Kolonie. Zur Hausfrauisierung der Arbeit» lautete ein in den 80er Jahren weltweit populärer Titel der drei Feministinnen.
Ende der 90er Jahre war Maria Mies an vorderster Front im Kampf gegen ein Welthandelsabkommen im Interesse der Großkonzerne zu finden. Sie stritt gegen die kapitalistische Globalisierung, unter anderem bei Feminist Attac, einem Frauennetzwerk innerhalb der globalisierungskritischen Organisation. Mit der indischen Aktivistin Vandhana Shiva verfasste sie das Buch «Ökofeminismus – die Befreiung der Frauen, der Natur und unterdrückter Völker». Kurzum: Der Einsatz von Maria Mies gegen Militarismus sowie für Emanzipation und Solidarität mit den ausgebeuteten und unterdrückten Menschen weltweit bleibt unvergessen. Maria Mies hat Geschichte geschrieben.
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