• Politik
  • Qualität in den Kindergärten

Schleppende Verhandlungen

Das Kita-Qualitätsgesetz ist noch nicht auf den Weg gebracht

Thüringen meldete am Freitag Vollzug: Es gibt eine Einigung, wie das Geld aus dem Kita-Qualitätsgesetz verwendet werden soll. Mit rund 128 Millionen Euro vom Bund und vom Land sollen im Freistaat das zweite beitragsfreie Kindergartenjahr und Verbesserungen bei der Betreuung finanziert werden. Eine entsprechende Vereinbarung haben am Freitag Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) und Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) unterzeichnet.

»Wir nutzen das Geld auch zur Aufrechterhaltung des Betreuungsschlüssels für die vier- bis fünfjährigen Kinder und zur Finanzierung von sogenannten Minderungsstunden, die den Fachkräften zum Beispiel Freiraum für Eltern- und Entwicklungsgespräche geben«, erklärte Holter. Insgesamt werden im Rahmen des Kita-Qualitätsgesetzes rund 98 Millionen Euro für die Jahre 2023 und 2024 vom Bund nach Thüringen fließen, der Freistaat steuert für das Paket 30 Millionen Euro bei.

Bislang haben erst Thüringen, Baden-Württemberg und Bremen eine entsprechende Vereinbarung für das Kita-Qualitätsgesetz unterzeichnet. Die Bundesmittel in Höhe von 4 Milliarden Euro für dieses und nächstes Jahr können aber erst fließen, wenn alle 16 Bundesländer einen separaten Vertrag mit dem Bund abgeschlossen haben. Aus dem Bundesfamilienministerium heißt es in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag, das Ministerium und die Länder seien »bestrebt, die Verhandlungen zügig zu führen und bis zum Sommer 2023 alle Verträge abzuschließen«. Ein Qualitätsgesetz ist notwendig, weil die Kita-Struktur bundesweit große Mängel aufweist.

Der Alltag in den Kindergärten gleicht vielerorts einer anhaltenden Notbetreuung. Es gibt noch immer viel zu wenige Plätze, laut einer Bertelsmann-Studie fehlten im Herbst bundesweit rund 384 000; zudem grassiert ein Fachkräftemangel, sodass die Gruppen unvorteilhaft groß sind. In 90 Prozent der ostdeutschen Einrichtungen und 63 Prozent der westdeutschen werden die von der Wissenschaft empfohlenen Betreuungsschlüssel nicht erreicht. Und das ist kein temporärer Engpass, weil etwa viele Kinder aus der Ukraine vermehrt in die Einrichtungen kommen, sondern ein Zustand, der seit Jahren anhält.

»Das Kita-System steht kurz vor dem Kollaps«, erklärte die familienpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Heidi Reichinnek, »die Situation spitzt sich bundesweit zu, die gesamtgesellschaftlichen Folgen sind katastrophal, und trotzdem verfolgt die Bundesregierung das Thema nicht mit dem nötigen Nachdruck«, bemängelt sie. Das wenige, eigentlich nur symbolhafte Geld des Bundes müsse schnellstmöglich in die Kitas fließen und bei den Kindern ankommen, so ihr Appell.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -