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Lutz Seiler: Der Dichter und die Macht
Lutz Seiler erhält den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung
»Und Lotti versucht ein Gedicht zu schreiben und Ecki sagt: Blöde Kuh / Man kann nicht wirklich poetisch sein mit einem Kuli von der CDU.« So singt es Funny van Dannen. Zweifelsohne hat er recht. Die Christdemokraten versprühen etwa so viel literarisches Charisma wie ein durchschnittlicher Medikamentenbeipackzettel.
Da nimmt es schon wunder, dass die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung seit 1993 Jahr für Jahr – einen coronabedingten Aussetzer ausgenommen – einen eigenen Literaturpreis vergibt. Jetzt ist die Reihe an Lutz Seiler, der die 20 000 Euro Preisgeld für sein Lebenswerk mit nach Hause nehmen darf.
Seiler wurde 1963 in Gera geboren und wuchs im ostthüringischen Culmitzsch auf, ehe das Dorf dem Uranbergbau weichen musste. Auf eine Berufsausbildung mit Abitur folgte der Grundwehrdienst bei der NVA. In jener Zeit begann Seiler mit dem Schreiben und studierte alsbald Germanistik. Die 90er Jahre verbrachte er zwischen Gastrogewerbe und Gelegenheitspublizistik im Nach-Wende-Berlin. Seit 1997 verantwortet er das literarische Programm des Peter-Huchel-Hauses in Wilhelmshorst. Neben dieser brandenburgischen Wahlheimat wohnt er auch in Stockholm.
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Seiler machte, weit über den Status des Geheimtipps hinaus, mit seinen Gedichten auf sich aufmerksam. Aber erst sein Wechsel ins erzählerische Fach bedeutete den Aufstieg zum Bestseller-Autor. Sein Roman »Kruso« (2014) spielt auf Hiddensee in der fast schon in Auflösung befindlichen DDR und zeigt das Wechselspiel von Repression und großer Freiheit. 2020 folgte mit dem Roman »Stern 111« ein Bild des 90er-Jahre-Berlins zwischen besetzten Häusern und existenzialistischer Selbstsuche.
Darf ein solcher kluger, sensibler Literat also einen Preis der poesiebefreiten Konrad-Adenauer-Stiftung annehmen? Aber unbedingt. Es handelt sich dabei auch um einen Akt der Umverteilung – vom Hässlichen zum Schönen.
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