- Politik
- Tschetschenien/Russland
Investigativjournalistin Jelena Milaschina in Grosny überfallen
Die Journalistin Jelena Milaschina wurde in Grosny überfallen
Zwei Listen sagen alles über die bekannte russische Investigativjourmalistin Elena Milaschina von der »Nowaja Gaseta«. Für ihre mutige Arbeit ist Milaschina von der Union der Journalisten Russlands, Human Rights Watch, der Moskauer Helsinki Gruppe, dem US-amerikanischen Außenministerium und der Zeit-Stiftung geehrt worden. Von ihrem Mut zeugt eine andere lange Liste. 2006 war sie im nordossetischen Beslan überfallen worden, 2012 hatten sie Unbekannte in dem Moskauer Vorort Balaschicha zusammengeschlagen und ausgeraubt. 2015 gingen die ersten Morddrohungen bei ihr ein. 2020 wurde sie und ihre Anwältin Maria Dubrowina in einem Hotel in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny überfallen.
Am 4. Juli 2023 attackierten maskierte Männer Elena Milaschina und den
Rechtsanwalt Alexander Nemov in Grosny. Nun sind einige ihrer Finger
gebrochen. Milaschina war nach Tschetschenien geflogen, weil sie vom Prozess gegen Zarema Musajewa berichten wollte. Musajewa, Frau des
ehemaligen Richters des Obersten Gerichts von Tschetschenien Sajdi
Jangulbajew, war Anfang 2022 aus ihrer Wohnung in Nischni Nowgorod von
tschetschenischen Sicherheitskräften entführt worden. Zuvor hatte
Republik-Chef Ramsan Kadyrow auf seinem Telegram-Kanal der Familie von
Sarema Musajewa mit Verhaftung und Tod gedroht.
Im Westen ist man des Lobes voll für Milaschina. Dass diese auch den Westen kritisiert, wird gerne ignoriert. Im April 2021 hatte Milaschina den Deutsch-Französischen Menschenrechtspreis aus Protest gegen die Abschiebung des Tschetschenen Magomed Gadajew von Paris nach Moskau zurückgegeben. Die Abschiebung von Gadajew, so zitierte der russische Dienst der Deutschen Welle die Journalistin im April 2021, sei Ausdruck eines »Faschismus im Alltag«. Mit dieser Abschiebung, so Milaschina, hätten die europäischen Politiker »jegliches moralisches Recht, Russland zu kritisieren, verloren«.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.