Carola Rackete und Gerhard Trabert: Signal an Bewegungen

Warum die Linke-Vorsitzenden Carola Rackete und Gerhard Trabert als Kandidaten zur Europawahl vorschlagen

Der frühe Vogel fängt den Wurm, heißt es. Ob das Sprichwort auch zutrifft, wenn eine Partei so früh wie Die Linke einen Kandidaturvorschlag zu einer Wahl im kommenden Jahr bekannt macht, bleibt abzuwarten. Zumal das, was die Bundesvorsitzenden der Linken am Montag öffentlich machten, in der eigenen Partei wohl nicht auf ungeteilte Gegenliebe treffen wird. Und erst in vier Monaten wird ein Linke-Parteitag die Kandidatenliste für das Straßburger Parlament festlegen.

Lesen Sie auch: »Die Linke wählen für Klimagerechtigkeit« – Meinungsbeitrag von Carola Rackete zur Bundestagswahl 2021

Dass die Linke-Vorsitzenden mit Carola Rackete und Gerhard Trabert zwei in der gesellschaftlichen Linken sehr bekannte Persönlichkeiten als Spitzenkandidaten vorschlagen, soll aber wohl in erster Linie ein Signal senden: Hier wird die inhaltliche Distanzierung von jenen Kräften in der Partei bekräftigt, die den Einsatz für eine sozial gerechte Klimapolitik als blauäugig und gegenüber den Armen und Marginalisierten ignorant diffamieren und die unterstellen, wer sich für die Rechte Geflüchteter engagiere, interessiere sich nicht für Menschen im Sozialleistungsbezug. Menschen wie Rackete, die unter hohen persönlichen Risiken in der Seenotrettung im Einsatz waren und sind, als Menschenhändler und Schlepper denunziert werden, wurden nicht zuletzt von Sahra Wagenknecht vielfach als Bürgerkinder bezeichnet, die sich nur für das eigene gute Gewissen in Abenteuer stürzen.

Der Vorschlag der Vorsitzenden ist von der Hoffnung auf einen Befreiungsschlag getragen: Man will sich zu den außerparlamentarischen Bewegungen öffnen und hofft hier auf neue Wähler. Die Strategie könnte dann aufgehen, wenn Die Linke zuverlässig bleibt und die Bewegung nicht in gleicher Weise enttäuscht, wie es SPD und Grüne bereits getan haben.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!