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Die Angst der Aufarbeiter
Karlen Vesper über die rituellen Beschwörungen einer Bundesstiftung
»The same procedure as every year ...« – vor jedem Jahrestag des Arbeiteraufstandes in der DDR 1953, in der offiziösen Erinnerungskultur gern als Erhebung des »Volkes« überhöht, sowie des Mauerbaus 1961 sind aus behördlichen Institutionen und Stiftungen Mahnungen zu vernehmen, die Willkür der SED-Diktatur nicht zu vergessen. So auch dieses Jahr. Rechtzeitig vor dem Datum, das für die Spaltung Berlins, Europas und der Welt in zwei konträre Machtblöcke steht, gemeinhin mit der Metapher vom »Eisernen Vorhang« beschrieben, meldet sich die Bundesstiftung Aufarbeitung zu Wort: »Lehrerinnen und Lehrer sowie politische Bildner stehen in der Verantwortung, dass junge Leute, die die Schule verlassen, mit diesen Daten etwas anfangen können!«
Nun bestätigen zwar Umfragen bescheidene Kenntnisse der DDR-Geschichte unter Jugendlichen, das betrifft aber generell die Allgemeinbildung. Aus den aktuellen Mahnungen spricht die Angst vor der Wirkung jüngst vermehrt erschienener Bücher über die DDR und ihre Bürger, die ein anderes Bild zeichnen als das bestallter Aufarbeiter, die nun schon das Gespenst der Verharmlosung umherschleichen sehen.
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