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Pan narrans und brennende Wälder
Wie kommt es ohne Brandstiftung zu Waldbränden?
Steffen, in den Berichten neulich zu den Waldbränden in Griechenland war manchmal von Brandstiftung die Rede, manchmal nicht. Kann sich der Wald denn ohne menschliche Brandstiftung, sei sie absichtlich oder fahrlässig, entzünden?
Kann er. In den Weiten Sibiriens und Kanadas brennen hin und wieder Wälder fernab jeder Siedlung. Und vor einigen Jahren hat eine Untersuchung zum Brandgeschehen weltweit gezeigt, dass in Afrika viel mehr Brandherde existierten als etwa in Südamerika. Ein Großteil lag in den Trocken- und Feuchtsavannen, wo es reicht, wenn in der Trockenzeit ein Blitz einschlägt.
Ich dachte, eine Entzündung durch Blitze ist trotzdem nicht sehr wahrscheinlich, weil es bei Gewittern meistens regnet.
Als Universalgelehrter der nd.Redaktion weiß der Wissenschaftsjournalist Dr. Steffen Schmidt auf fast jede Frage eine Antwort – und wenn doch nicht, beantwortet er eben eine andere. Alle Folgen zum Nachhören auf: dasnd.de/schmidt
Bei uns schon. Im trocken-heißen Klima sind Trockengewitter aber häufiger. Es gab ja auch schon Waldbrände, als die Menschheit noch nicht die ganze Erde bevölkert hat. Die wurden im Wesentlichen durch Blitze und durch Vulkanismus ausgelöst. Wenn irgendwo Lava runterläuft, fackelt zuverlässig ab, was im Weg steht. Dagegen wird selbst in der Wüste zur Mittagszeit die Entzündungstemperatur von Holz eher nicht erreichbar sein, die liegt bei 230 Grad Celsius.
In Ray Bradburys »Fahrenheit 451«, was knapp 233 Grad Celsius sind, geht es zwar um Papier, aber Holz ist offenbar dicht dran. Dann brauche ich kein Feuer zum Entzünden?
Weder Flamme noch Funken. Das mussten die Portugiesen lernen, als sie für schnellen Gewinn bei der Holzverarbeitung auf Eukalyptus aus Australien setzten: Ätherische Öle, die manche Bäume bei großer Hitze ausdünsten, bilden mit Luftsauerstoff eine ziemlich explosive Mischung.
Ein weiterer Grund, den Klimawandel in Schach zu halten. Auch wenn wir bei solchen Temperaturen noch nicht ganz sind.
Da werden wir so schnell auch nicht hinkommen. Da müssten wir schon Verhältnisse wie auf der Venus haben – und dann sind uns Waldbrände egal, weil wir eh schon lange verkocht sind.
Bei den Bränden hieß es aber auch, es gebe Hoffnung auf niedrigere Temperaturen und deswegen ein Nachlassen des Feuers. Brennt ein Wald bei 40 Grad schneller als bei 25 Grad?
Nee, im Kern geht es um die Trockenheit. In der Schweiz zum Beispiel gab es in den letzten Jahren relativ viele Winterbrände auf Südhängen, also an Stellen, wo es durch Wind und Sonne besonders trocken ist. Und im Winter haben die meisten Leute eine Waldbrandgefahr nicht auf dem Schirm ... Die berühmte Kippe, die jemand aus dem Autofenster schmeißt, ist immer noch der Klassiker. Im Sommer oder an stark besonnten Stellen macht sich auch eine brennspiegelförmige Glasscherbe exzellent.
Das berühmte Brennglas gibt es also auch. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass dadurch Brände entstehen?
Na, Flaschenscherben haben schon gute Voraussetzungen, wenn sie entsprechend liegen. Der Flaschenboden, zum Beispiel bei Sektflaschen, kann auch direkt als Linse dienen mit der starken Krümmung und dem dicken Glas. Da ist auch brennglasmäßig was zu holen. Schon vor 300 Jahren haben Leute mit großen Brennglaslinsen Metallschmelzen entwickelt. Heutzutage arbeiten solarthermische Kraftwerke damit, dass sie durch Brennspiegel an einem Punkt ein geeignetes Medium entsprechend erhitzen.
Und die Wälder schützt man am effektivsten, indem man keine Menschen reinlässt?
Wenn sie sich vernünftig verhielten, ginge es auch mit. Wir behaupten ja, vernünftige oder gar weise Menschen zu sein, Homo sapiens. Aber das halte ich für eine Übertreibung. Fantasy-Autor Terry Pratchett hat mal vorgeschlagen, den Menschen als Pan narrans zu bezeichnen, als Geschichten erzählenden Affen. Das trifft es genauer.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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