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Steigende Häufigkeit feuergefährlichen Wetters
Attributionsstudie: Die verheerende Waldbrandsaison dieses Jahres wird in Kanada kein einmaliges Ereignis bleiben
Bei der Bekämpfung der verheerenden Feuer in Kanada gibt es mittlerweile einige Lichtblicke. Doch in diesem Jahr erlebte das nordamerikanische Land die verheerendste Waldbrandsaison seiner Geschichte, und ein Ende ist noch nicht in Sicht.
Dass Kanada auch künftig mit solch dramatischen Situationen rechnen muss, macht eine neue Studie deutlich. Demnach hat der Klimawandel generell die Wahrscheinlichkeit einer Feuersaison wie der jetzigen deutlich erhöht. Die Klimaforschungsgruppe World Weather Attribution (WWA) hat in ihrer Untersuchung die Wetterbedingungen analysiert, die zu den besonders extremen Bränden in der Provinz Quebec zwischen Mai und Juli geführt haben. Die Feuer waren hier teils so stark, dass die Rauchfahnen mehrere hundert Kilometer südlich bis nach New York und in andere US-Metropolen an der Ostküste getrieben wurden.
Ergebnis der WWA-Studie, an der 17 Forschende von Universitäten und Wetterbehörden in Kanada, den USA, Großbritannien und den Niederlanden beteiligt waren: Der Klimawandel hat in der ostkanadischen Provinz, die flächenmäßig mehr als viermal so groß wie Deutschland ist, Brände in der diesjährigen Dimension mindestens doppelt so wahrscheinlich gemacht. Außerdem hat er das feuergefährliche Wetter – Hitze, Trockenheit, viel Wind – um 20 bis 50 Prozent intensiviert, stellte das internationale Team fest.
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Laut der Forschungsgruppe breiteten sich die Waldbrände in diesem Jahr besonders schnell und weiträumig aus, weil die Temperaturen frühzeitig stark anstiegen, eine niedrige Luftfeuchtigkeit herrschte und die Schneedecke ungewöhnlich rasch verschwand. Im Mai und Juni gab es danach neue Temperaturrekorde. Um die Auswirkungen des Klimawandels auf das feuergefährliche Wetter zu quantifizieren, analysierte das Team vorliegende Wetterdaten und Computermodellsimulationen, um das heutige Klima mit dem vor dem Beginn der Erderwärmung im 19. Jahrhundert zu vergleichen.
Die Forscherinnen und Forscher betonen allerdings: Obwohl die Wetterbedingungen in diesem Jahr beispiellos waren, müssen die Menschen in Kanada auch künftig mit solchen Situationen rechnen. Beim heutigen Klima könne man davon ausgehen, dass ähnliche Wetterbedingungen im Schnitt alle 25 Jahre einmal auftreten. »Die Analyse zeigt auch, dass bei einer weiteren Erwärmung der Erde das Risiko noch größerer Waldbrände weiter zunehmen wird«, heißt es in der Studie der WWA-Initiative.
Co-Autorin Friederike Otto vom Imperial College London sagte zu den Ergebnissen: »Steigende Temperaturen führen in den Wäldern Kanadas und der ganzen Welt zu brandgefährlichen Bedingungen.« Solange die Weltgemeinschaft nicht aufhöre, fossile Brennstoffe zu verbrennen, würden Zahl, Umfang und Dauer der Waldbrände weiter zunehmen, so die Klimawissenschaftlerin.
Der Präsident des Kanadischen Roten Kreuzes, Conrad Sauvé, unterstrich die Bedeutung solcher Untersuchungen, da Jahr für Jahr eine Zunahme extremer Wetterereignisse zu beobachten sei, die sich auf Kommunen im ganzen Land auswirkten. »Wenn wir die Risiken besser verstehen, können wir Strategien zur Risikominderung anwenden, um die Schwere von Katastrophen für die Menschen in Kanada und auf der ganzen Welt zu verringern.« Noch vor einem Jahrzehnt hätten die Katastropheneinsätze seiner Organisation größtenteils in Übersee stattgefunden, sagte Sauvé. Heute müsse man sich auf Kanada konzentrieren, »da wir wissen, dass das Brandrisiko in den kommenden Jahren zunehmen wird«.
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