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Brandenburg: Neonazis getarnt als Naturschützer

Gefährliche Faschisten geben sich als harmlose Naturschützer aus. Das ist nicht neu. Ein Informationsabend des Nabu-Zentrums Blumberger Mühle.

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Kein Fußbreit den Faschisten! So lautet eine alte antifaschistische Losung. Die Naturschutzjugend hat sich passend zu ihrem Aufgabengebiet eine neue Losung ausgedacht: »Kein Blattbreit den Rechten!« Die Demokratie und die Umwelt zu schützen, das seien zwei Seiten einer Medaille. Naturschützer stehen nicht nur »uneingeschränkt auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen
Grundordnung, sie verteidigen diese auch«, heißt es in einem vom Naturschutzbund (Nabu) herausgegebenen Informationsheft »Rechte Aktivitäten im Naturschutz«. Das Prinzip der Verfassungstreue ergebe sich auch aus der historischen Verantwortung. »Denn Teile der Naturschutzbewegung trugen in einem nicht unerheblichen Ausmaß zunächst mit dazu bei, der NSDAP den Weg zur Macht zu ebnen. Sie kooperierten ab 1933 sofort mit dem NS-Regime.«

So genau führt Sophia Bachmann vom Nabu-Bildungswerk das am Dienstagabend nicht aus in ihrem Vortrag über rechte Einflussnahme im Naturschutz. Sie erwähnt aber das Reichsnaturschutzgesetz von 1935. Erstmals in Deutschland wurde ausgerechnet in der Nazizeit so ein an sich vorbildliches Gesetz erlassen. Dass die Faschisten später für ihre Truppenübungsplätze und im Krieg auf Naturschutzgebiete keine Rücksicht nahmen, gehört zur Wahrheit aber dazu.

Das Reichsnaturschutzgesetz zeigt, welche Anknüpfungspunkte Neonazis haben, um unter dem Deckmantel des Naturschutzes scheinbar harmlos in die Mitte der Gesellschaft vorzudringen. Sophia Bachmann spricht am Dienstagabend auf Einladung des bei Angermünde gelegenen Nabu-Erlebniszentrums Blumberger Mühle. Sie spricht von Einfallstoren wie Heimat und Kulturlandschaft. »Umweltschutz ist Heimatschutz«, lautet eine gängige Parole, wie Bachmann an einem Zitat der klassisch neofaschistischen Partei »Der III. Weg« demonstriert. Aber auch in der neurechten Szene findet sich die Idee, hier etwas weniger platt formuliert von Martin Sellner, dem österreichischen Kopf der Identitären Bewegung. Er sagte: »Umweltschutz ist extrem eng und ganz klar mit Heimatliebe verknüpft. Umweltschutz hat nichts, aber auch gar nichts mit Multi-Kulti, Einwanderung und Globalisierung zu tun.«

Solche Aussagen als rechts zu erkennen, dürfte nicht so schwer sein. Doch manchmal äußert sich eine rechte Einstellung vorsichtiger oder anders als gewohnt, etwa bei den Anastasia-Siedlern, die vom brandenburgischen Verfassungsschutz als extremistischer Verdachtsfall eingestuft sind. Neonazis tragen schon lange keine Bomberjacken mehr. Es gilt, genau hinzuhören, sich kundig zu machen – und sich gegebenenfalls von diesen vermeintlichen Naturfreunden zu trennen, auch wenn sie Geld gespendet haben. Ein schmerzlicher, aber notwendiger Schritt, betont Bachmann. 40 Prozent der westdeutschen und 80 Prozent der ostdeutschen Nabu-Gruppen sollen es schon mit Rechten zu tun gehabt haben.

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