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- Studie zu Ostdeutschland
Murmeltiertag
Beim Stand der Einheit ändert sich wenig, findet Jana Frielinghaus
Vielleicht bräuchte das Land weniger Studien zu Ostdeutschland. Denn sie bestätigen stets, was jeder weiß und was sich nicht merklich ändert: Die Ostdeutschen bekommen immer noch viel weniger Lohn für gleiche Arbeit und haben schlechtere Aufstiegschancen.
Zugleich betreiben sie wie der Ostbeauftragte in seinem neuen Bericht Gesundbeterei. Wenn dort etwa die Einrichtung des Härtefallfonds für ostdeutsche Rentner auf der Haben-Seite verbucht wird, ist das blanker Hohn. Denn Hunderttausende, die um Rentenansprüche aus DDR-Zeiten geprellt wurden, werden eben nicht entschädigt. Nur die Bedürftigsten unter ihnen kriegen eine läppische Einmalzahlung.
Zugleich beruht das Versprechen der Einheit und das der Karriere in Staat und Justiz auf einer Vorgabe der ost- wie westdeutschen Regierenden und Influencer: Die Ostdeutschen haben einzuräumen, in der »zweiten deutschen Diktatur« gelebt zu haben, also als Täter oder Mitläufer deformiert zu sein oder als Oppositionelle zu den Guten gehören.
Dieses In-die-Nähe-Rücken der DDR zur Nazidiktatur bleibt unangemessen, ahistorisch und verhindert ein Miteinander auf Augenhöhe.
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