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AfD: Angebliche Vorfälle rund um Weidel und Chrupalla
Über Krankenhäuser, Kanthölzer, Safehouses und Mallorca
Die bayerischen Orte Mödlareuth und Ingolstadt sind die Schauplätze eines Krimis, den uns die AfD erzählen will. In Mödlareuth sollte Alice Weidel am Dienstag auftreten. Weidel erschien nicht persönlich, stattdessen eine Videobotschaft von ihr. Ein lokaler AfD-Politiker erklärt bei der Kundgebung, warum das so ist. Es habe einen »Vorfall« bei Weidel gegeben, sie sei aus ihrer Wohnung evakuiert und an einen sicheren Ort gebracht worden. Anzeichen auf einen geplanten Anschlag gegen Weidels Familie hätten sich verdichtet. Als Weidel spricht, wird dem »Spiegel« zufolge suggeriert, sie befinde sich in einem Safehouse der Polizei.
Einen Tag später kam Tino Chrupalla zwar nach Ingolstadt, auf die Bühne schaffte er es aber nicht. In den Nachrichten war am Abend dann von einem »Vorfall« die Rede, unter AfD-Anhänger*innen kam das Gerücht von einer Injektion und einer möglichen »Giftattacke« auf. Der bayerische AfD-Bundestagsabgeordnete Petr Bystrom sagte einem rechten Blogger, dass Chrupalla »nicht ansprechbar« sei.
Am Donnerstagvormittag hieß es dann nur noch, Chrupalla sei per Telefon nicht erreichbar gewesen. Von Staatsanwaltschaft und Polizei gab es eine Einordnung. Bei Selfies mit dem Publikum habe es einen »leichten Köperkontakt« gegeben. Chrupalla habe dann über Schmerzen im Oberarm geklagt. Dort seien eine Rötung und eine Schwellung festgestellt worden. Untersuchungen seien »unauffällig« verlaufen. Hinweise auf einen Angriff sieht die Staatsanwaltschaft nicht, es werde aber weiter ermittelt und verschiedene Gutachten seien in Auftrag gegeben.
Im Fall von Alice Weidel meldete sich das Bundeskriminalamt zu Wort. Es habe der AfD-Chefin nicht von Auftritten abgeraten. Der »Spiegel« wusste außerdem zu berichten, dass Weidel sich zum Zeitpunkt der Kundgebung in einem Strandrestaurant auf Mallorca befunden habe. An ihrem Schweizer Wohnort habe es am 23. September einen »Vorfall« gegeben, teilte die Polizei dem Magazin mit, ohne Details zu nennen.
Was genau Weidel und Chrupalla passiert ist, bleibt bislang also vage. Fest steht, die Partei, ihr mediales Umfeld und ihre Fans haben die Ereignisse maßlos aufgebauscht. Darin hat die rechte Partei lange Erfahrung. In ihren Anfangstagen wurde der damalige Vorsitzende Bernd Lucke einmal von einer Bühne gedrängt. Berichtet wurde von einer Messerattacke. 2019 in Bremen der Fall Magnitz. Nach einer Attacke, bei der der AfD-Politiker zu Boden geschlagen wurde, war die Rede von einem Kantholz, mit dem er attackiert worden sei. Magnitz hatte falsch ausgesagt. Es gibt viele weitere »Vorfälle«, die nach ähnlichem Muster verlaufen sind.
Dass die AfD so agiert, gehört zu ihrer Strategie. Sie kann sich damit als Opposition gegen das System inszenieren. Wer sich für die Partei engagiert, der muss mutig und opferbereit sein. Die Angriffe gebe es, weil nur die AfD für die Wahrheit und die Interessen des Volks einsteht, wollen die Parteistrategen und ihr mediales Umfeld vermitteln.
Auch jetzt kommen die Ereignisse um Weidel und Chrupalla der Partei gelegen und zumindest Weidel hätte den »Vorfall« in ihrem Umfeld früher bekannt machen können. Es wurde allerdings gewartet, bis die Landtagswahlen in Bayern und Hessen kurz bevorstehen. Der AfD nützen die Schlagzeilen. Sie hält sich so im Gespräch. Das ist für die Partei wichtig. In der Debatte über Geflüchtete hat sie die Bundesregierung und die CDU in den letzten Wochen nach rechts getrieben, die Debatten in der Ampel bestimmen im Thema Asyl die Schlagzeilen. Vor den Wahlen muss die Partei aber im Gespräch bleiben, um die hohen eigenen Erwartungen zu erfüllen. Schlagzeilen über fast schon mysteriöse Vorfälle helfen dabei. Auch wenn nur Halbwahrheiten verbreitet werden.
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