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Gaza: Operieren ohne Schmerzmittel
Nur noch rudimentäre Gesundheitsversorgung in Gaza
»In den Krankenhäusern des Gazastreifens gibt es kein Wasser, keinen Strom und nur sehr wenige chirurgische Instrumente zur Behandlung von Verletzten. Nur das Al-Shifa-Krankenhaus arbeitet noch – mit einer Überlastung von mehr als 600 Prozent.« Dies schreibt der Klinik-Arzt Muhammad Abu Salmiya in einer am Mittwoch im britischen Medizinfachblatt »The Lancet« veröffentlichten Korrespondenz.
Der Raketeneinschlag am Krankenhaus Al-Ahli mit vielen Toten und Verletzten bringt nicht nur neues Leid, sondern er verschlechtert auch die ohnehin nur noch rudimentäre Gesundheitsversorgung in Gaza. Wegen fehlenden Stroms können viele wichtige Geräte kaum genutzt werden. Die Treibstoffknappheit, berichten Hilfsorganisationen, gefährdet zudem den Einsatz von Generatoren und auch von Krankenwagen. Außerdem fehlt es zunehmend an Medikamenten. Zwar stehen am Grenzübergang nach Ägypten Hilfsgüter bereit. Die UN und NGOs verhandeln mit den Konfliktparteien über den Weitertransport – lange ohne Erfolg, zumindest Israel scheint nun zuzustimmen. Medizinische Teams arbeiteten daher »mit dem letzten, was noch da ist«, heißt es bei Ärzte ohne Grenzen (MSF). »Die Chirurgen im Al-Shifa-Krankenhaus operieren jetzt ohne Schmerzmittel«, so der Chef von MSF International, Christos Christou. Für ihn als Chirurgen sei das »unvorstellbar«.
Die von der israelischen Armee angeordnete Evakuierung des nördlichen Teils Gazas hat die Lage weiter verschärft. Da der Weg ins sichere Ägypten versperrt ist, halten sich viele Menschen in oder in der Nähe der medizinischen Einrichtungen auf – da sie sich hier geschützter wähnen. Gerade das Al-Shaifa-Krankenhaus ist hoffnungslos überfüllt, zumal ständig neue Verwundete eingeliefert werden. Sorgen bereitet die Knappheit von Trinkwasser, da verschmutztes Wasser eine Infektionswelle auslösen könnte.
Auch aus diesem Grund fordert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) neben Sicherheitsgarantien für das medizinische Personal seit Tagen, die Evakuierungsbefehle rückgängig zu machen. Das Leben vieler Schwerkranker stehe durch den Transport auf dem Spiel, darunter Patienten, die auf lebenserhaltende Maßnahmen angewiesen sind, oder Neugeborene in Brutkästen.
Auch jenseits der Grenze herrscht alles andere als Normalität, auch wenn hier die Versorgung ungleich besser ist: Ärzte aus dem Barzilai-Uniklinikum von Ashkelon berichteten ebenfalls in »Lancet« von fünf Raketeneinschlägen auf ihrem Gelände. Dennoch hätten die Mitarbeiter den Betrieb aufrechterhalten und über 700 Kriegsverletzte versorgen können, was die normale Bettenkapazität weit übersteige. Die Öffnung aller verfügbaren Betten und die Mobilisierung geschulter Freiwilliger hätten sichergestellt, dass Notfälle sofort behandelt worden seien.
Und so gilt hüben wie drüben, was Mike Ryan, Exekutivdirektor des WHO-Programms für Gesundheitsnotfälle, am Mittwoch forderte: »Es wird Diplomatie auf sehr, sehr hohem Niveau zwischen mehreren Ländern erforderlich sein. Die Gewalt muss aufhören. Die Bombardierung muss aufhören.«
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