Bündnis Wagenknecht: BSW wie Bin schon weg

Wolfgang Hübner über die linke Spaltung und Wagenknechts Partei

Es ist das angekündigte Ende einer zähen Trennungsgeschichte: Heute stellt Sahra Wagenknecht den Verein vor, der die Gründung ihrer Partei vorantreiben soll. Damit sind die letzten Fasern des Tischtuchs zerschnitten. Es wäre eine Selbstverständlichkeit, dass sie und ihre Aktivisten die Linkspartei und die Bundestagsfraktion jetzt verlassen. Umgekehrt ist es für die Fraktion ein Zeichen der Selbstachtung, sich von den Dissidenten zu trennen – auch wenn dabei der Fraktionsstatus flöten geht. Jetzt fällt auseinander, was längst nicht mehr zusammengehört.

Lesen Sie auch zum Thema: »Wagenknecht hat der Linken schweren Schaden zugefügt« – die Linke-Abgeordnete Cornelia Möhring im Interview

Man sollte abwarten, was Wagenknecht und Co. inhaltlich und personell zu bieten haben, auch wenn sich abzeichnet, dass ihre Linie eines linken Konservatismus viel mit konservativ, aber wenig mit links zu tun hat. Manche nennen das Querfront. Laut Umfragen sind unter den Wagenknecht-Fans weitaus mehr AfD- als Linke-Wähler. Das wird die Politik dieser neuen Partei, der die Medien in der Phantomphase jede Bühne gebaut haben, stärker prägen als bisher absehbar.

Die Linke und die Wagenknecht-Partei werden sich noch lange aneinander abarbeiten; das ist angesichts der gemeinsamen Herkunft und der Konkurrenz um ähnliche Wählergruppen gar nicht zu vermeiden. Dennoch steht Die Linke, wenn sie die Wagenknecht-Frage als internes Problem los ist, vor einer erheblichen Herausforderung: Sie muss beweisen, dass es ihr ohne Wagenknecht tatsächlich besser geht. Die Krise der Linken liegt längst nicht nur an Wagenknecht; ab jetzt muss gezeigt werden, was die von der Parteispitze angekündigte Erneuerung zu einer modernen Gerechtigkeitspartei konkret bedeutet. Und ob das die Partei nicht nur in der Selbstwahrnehmung, sondern auch in der Wählerzustimmung wieder auf die Beine bringt. Wagenknecht als Mutter aller Probleme – das zählt dann nicht mehr.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.