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Julia Ruhs: Inszenierung als konservative Rebellin
Die BR-Redakteurin hat in den »Tagesthemen« laut gesagt, was sich die Ampel-Koalition nicht zu sagen traut
Im Oktober bejubelte die BR-Redakteurin Julia Ruhs in einem Kommentar in den »Tagesthemen« das neue Hau-ab-Gesetz der Ampel-Koalition, seitdem jubeln die Rechten im Internet über soviel Tapferkeit, weil man das angeblich nicht so im Rundfunk sagen dürfte – das alte Märchen vom links beherrschten Rundfunk.
»Wir müssen beim Thema Migration zukünftig nationaler denken«, sagte Ruhs und benutzte ein rechtes Triggerwort, mit dem sie suggerierte, Deutschland wäre als Staat nicht souverän genug. Für sie müsse Deutschland »im Alleingang« noch restriktiver werden. »Wichtig wäre: Migranten ohne Bleibechance kommen gar nicht erst über die Grenze«. Das sei »nichts Unmenschliches, sondern langfristig das Klügste. Es bewahrt den sozialen Frieden und hält Rechtspopulisten klein«, meinte Ruhs.
In 1:58 Minuten hat sie laut ausgesprochen, was die Ampel-Koalition nicht gern zugibt: Die Regierung will die Rechten schwächen, indem sie ihnen programmatisch entgegenkommt. Das ist der Kern des Hau-ab-Gesetzes, von Habeck, Faeser und Lindner vorzugsweise verpackt in humanistischem Blabla. Dass die Rechten damit nicht geschwächt, sondern gestärkt werden, versteht sich von selbst: Sie bestimmen den Diskurs und behaupten, sie hätten nichts zu melden.
Julia Ruhs hat aber noch eine weitere Erzählung drauf: Sie ist unter 30 und inszeniert sich als konservative Rebellin, seit sie nach ihrem Studium der Kommunikationswissenschaften 2020 ein Volontariat beim Bayerischen Rundfunk begonnen hatte. Im »Mittagsmagazin« der ARD geißelte sie das Gendern und auf Twitter beschwerte sie sich, dass Fachkräfte keinen »Bock auf ein Land haben, in dem es ein berechtigt miserables Ausländer-Image gibt, das andere ihnen eingebrockt haben«. Der »Berliner Zeitung« erzählte sie, es sei »sehr schwer«, sich vom gesellschaftlichen »Konformitätsdruck« frei zu machen. Vorallem, wenn man konform agiert.
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