Deutsche Nationalhymnen: Ohne schöne Sonne

Vor 75 Jahren wurde die DDR-Nationalhymne erfunden und die BRD könnte eine neue brauchen

Dieses Bleiglasfenster im Chemnitzer Rathaus hat die DDR überlebt.
Dieses Bleiglasfenster im Chemnitzer Rathaus hat die DDR überlebt.

Vor 75 Jahren, am 6. November 1949, wünschte auf der ersten Seite des »Neuen Deutschland« der Parteivorstand der SED den »teuren Genossen« vom Zentralkomitee der KPdSU alles Gute zum 32. Jahrestag der Oktoberrevolution: »Euer Beispiel verleiht uns Kraft, Klarheit und Zuversicht für unseren Kampf.« Zur Feier dieses Tages sollte einen Tag später bei einem Festakt in der Berliner Staatsoper von der Regierung der DDR ein neues Lied gesungen werden: die »Deutsche Nationalhymne«, die am 5. November vom Ministerrat der DDR beschlossen worden war. Das Lied, nach seiner Anfangszeile auch bekannt als »Auferstanden aus Ruinen«, komponiert von Hanns Eisler und getextet von Johannes R. Becher, hatte gesamtdeutschen Anspruch: Es war gedacht für »Deutschland einig Vaterland« und wünschte, »dass die Sonne schön wie nie über Deutschland scheint«.

Da wurde nichts draus und das Lied zur Nationalhymne der DDR, die einen Monat vorher gegründet worden war. Raffinierterweise folgt sein Versmaß fast vollständig dem »Lied der Deutschen« von Hoffmann von Fallersleben, das auf der Melodie der österreichischen Kaiserhymne basiert und – wie schon in der Weimarer Republik – in der BRD zur Nationalhymne erklärt wurde. Sein schwerfälliges Pathos (auch wenn auf die nationalistischen ersten beiden Strophen verzichtet wurde) hätte jederzeit vom freundlich gehaltenen Ton des Becher-Textes ersetzt werden können – theoretisch. Stattdessen wurde ab Ende der 60er Jahre das Lied in der DDR nur noch instrumental gespielt, da nur noch dieser Staat und nicht mehr »Deutschland« als »Vaterland« verstanden werden sollte. Nach dessen Untergang 1989/90 gab es für die größer gewordene BRD weder eine neue Verfassung noch eine neue Hymne – die alte hallt weiter anstrengend in den Ohren, puh. Wie gerne würde man endlich etwas anderes hören.

Hier sind drei Vorschläge für die schon bald amtierende neue Bundesregierung: 1. »Stern des Südens« der FC-Bayern-Fans (»Wer hat schon gewonnen, was es jemals zu gewinnen gab?«), 2. »Ein Männlein steht im Walde« ebenfalls von Fallersleben (»Sagt, wer mag das Männlein sein, das da steht im Wald’ allein?«), 3. »Deutschland« von Slime (»Deutschland muß sterben, damit wir leben können«).

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