Wagner kämpft wieder für Russland

Die Söldner sollen Teil der Nationalgarde werden – unter Führung von Prigoschins Sohn

  • Daniel Säwert
  • Lesedauer: 3 Min.
Wagnersöldner im Kampf für das tschetschenische Bataillon Achmat in der Ukraine
Wagnersöldner im Kampf für das tschetschenische Bataillon Achmat in der Ukraine

Seit Monaten wurde in Russland spekuliert, wie es mit der Söldnertruppe Wagner weitergeht. Bereits seit dem erfolglosen Aufstand im Juni hatte sich Wagner aus der Ukraine und Russland nach Belarus zurückgezogen. Nachdem der Söldnerchef Jewgenij Prigoschin mitsamt der Führungsriege von Wagner im August bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, mehrten sich die Stimmen, dass der russische Staat die Geschäfte in Afrika und die Söldner weltweit an sich reißt.

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Mitte Oktober hatte die Duma in erster Lesung eine Gesetzesänderung auf den Weg gebracht, die zukünftig Freiwilligenverbände in den Reihen der Nationalgarde Rosgwardija erlauben soll. Schon wenige Tage später sollen in Chats von Wagner-Angehörigen die ersten Anwerbeversuche aufgetaucht sein, wurden aber kurz darauf gelöscht.

Am 31. Oktober berichtete das Nachrichtenportal 59.ru aus der Millionenstadt Perm, dass sich Wagner tatsächlich unter der Leitung von Jewgenij Prigoschins Sohn Pawel der Rosgwardija angeschlossen hat. Auch in anderen Regionen wie Nowosibirsk und Jaroslawl wirbt Wagner um neue Söldner, wie lokale Vertreter der Organisation russischen Journalisten bestätigen.

Wagner bestätigt und dementiert

Die zentralen Wagner-Kanäle wollen den Beitritt zur Rosgwardija, die direkt Präsident Wladimir Putin untersteht, nicht kommentieren. Journalisten, die bei Vertretern der Söldner nachfragen wollten, wurden am Telefon abgeblockt. Berichte über neue Anwerbungen wurden auf den Telegram-Kanälen schnell wieder gelöscht. Stattdessen zeigt man Bilder von der Ausbildung belarussischer Soldaten. Auch der Duma-Abgeordnete Alexander Chinschtejn bezeichnete die Nachricht als falsch: »Vom Beitritt des privaten Militärunternehmens zur Rosgwardija kann keine Rede sein. Ehemalige Kämpfer können Verträge als Freiwillige abschließen, aber nur als Einzelperson. Eine Übernahme der Struktur des privaten Militärunternehmens durch die Rosgwardija ist faktisch nicht möglich«, schrieb Chinschtejn auf seinem Telegram-Kanal. Auch auf der Homepage der Rosgwardija gibt es noch keine Informationen über die Wagner-Kämpfer.

Gut möglich, dass man die Gesetzesänderung abwarten will, um den Beitritt der Söldner offiziell zu verkünden. Dem Nachrichtenportal »Waschnyje istorii« erklärte ein Anwerber zumindest, Arbeits- und Vertragsbedingungen seien wie bei Wagner. Dies bedeutet auch die Rückkehr der Wagner-Kämpfer in die Ukraine, wo sie in monatelangen blutigen Kämpfen die Stadt Bachmut für den Kreml eingenommen hatten.

Söldner auch bei Achmat aktiv

Andere ehemalige Wagner-Kämpfer sollen sich der tschetschenischen Achmat-Einheit angeschlossen haben. Am 29. Oktober veröffentlichte der Präsident der Nordkaukasusrepublik, Ramsan Kadyrow, bei Telegram ein Video, indem er die Aufnahme von 170 früheren Söldnern verkündet. Ein auf den ersten Blick ungewöhnlicher Schritt, ist doch Achmat (eine lokale Untereinheit der Rosgwardija) als »Tiktok-Truppe« verschrien, die zwar viele Videos produziert, aber beim Kampf in der Ukraine kaum Erfolge vorweisen konnte. Zudem schickte sich Achmat im Juni an, den Wagner-Aufstand niederzuschlagen, kam jedoch nicht rechtzeitig bei den Söldnern an. Von dieser Konkurrenz will man in Tschetschenien nichts mehr wissen.

»Massenhaft« würden sich ehemalige Wagner-Kämpfer den Tschetschenen anschließen, sagte der Achmat-Komandeur Apty Alaudinow der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Innerhalb von Achmat sollen die ehemaligen Wagnerianer eine eigene Einheit mit dem Namen »Kamerton« (Stimmgabel) bilden, die von Alaudinow freie Hand bekommen habe, schreibt der Kriegsberichterstatter Maxim Koz. Laut Koz befinden sich die »Kamerton«-Söldner bereits in Frontnähe und beteiligen sich teilweise aktiv an den Kämpfen.

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