Leutheusser-Schnarrenberger auf grundrechtsfeindlichen Abwegen

Ehemalige Bundesjustizministerin schlägt Demos nur für Deutsche vor

FDP – Leutheusser-Schnarrenberger auf grundrechtsfeindlichen Abwegen

Wer immer noch ein Fünkchen an die Bürgerrechtspartei FDP geglaubt hat, muss jetzt sehr stark sein. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, neben Gerhart Baum eigentlich die letzte verlässliche Stimme der Vernunft bei den Liberalen, ist am Sonntag mit einem irritierenden Vorschlag aufgefallen. Im WDR-Politikmagazin Westpol schlug die ehemalige Bundesjustizministerin vor, dass man bei der Anmeldung von Versammlungen die Staatsangehörigkeit prüfen solle. Die Versammlungsfreiheit sei »eines der wenigen Grundrechte, das nur Deutschen zusteht«. Leutheusser-Schnarrenberger machte den Vorschlag, nachdem sie darauf angesprochen wurde, was man gegen islamistische Demonstrationen wie am vorvergangenen Freitag in Essen unternehmen könne. Sie schließt sich damit Vorschlägen zum Versammlungsrecht an, die auf Versammlungsfreiheit nur für Deutsche hinauslaufen könnten. So lässt zum Beispiel NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) prüfen, ob man Deutsch zur Pflichtsprache bei Versammlungen machen kann.

Die Idee von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die seit 2018 als Antisemitismusbeauftragte von Nordrhein-Westfalen tätig ist, wurde prompt von Landesjustizminister Benjamin Limbach (Grüne) zurückgewiesen. Er erklärte, das Versammlungsgesetz in NRW gebe »jeder Person das Recht zu friedlichen Versammlungen, unabhängig von der Staatsangehörigkeit«.

Am Montag ruderte die FDP-Politikerin dann zurück. »Natürlich haben Ausländer ein Versammlungsrecht«, erklärte die 72-jährige. Es sei ihr lediglich darum gegangen, dass man bei Anmeldungen genau prüfen solle, ob Verbindungen zu verbotenen Organisationen bestünden oder problematische Äußerungen bekannt seien. Dabei könne »ein Migrationshintergrund eine Rolle spielen«. Auch dieser Vorschlag dürfte nicht weit führen, denn die Hürden, bis eine Person ungeeignet ist, Demos anzumelden, sind hoch. Egal, ob deutsch oder nicht.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.