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58229/1998-067WC
Nasa verlor einen Werkzeugkoffer im All
Völlig losgelöst von der Erde, völlig schwerelos ... schwebt ein »Köfferchen« durch’s All. Nein, darin sind nicht die der deutschen Bundesregierung abhanden gekommenen 60 Milliarden Euro, sondern Werkzeuge. Der Kanister ist den beiden Astronautinnen Jasmin Moghbeli und Loral O’Hara bei Außenarbeiten an der Internationalen Raumstation entglitten. Kann schon mal passieren: Fast sieben Stunden werkelten die Space Ladies an der ISS – völlig losgelöst, schwerelos. Der Schaden halte sich in Grenzen, ließ die Nasa verlauten. Der Wert von 58229/1998-067WC, so die Nummer des Gerätekastens auf der Inventarliste der US-amerikanischen Weltraumbehörde, beläuft sich nur auf 100 000 Dollar. Das sind wahrlich »Peanuts« im Vergleich zu den 50 Millionen DM, mit denen 1994 das Vorstandsmitglied der Deutschen Bank Hilmar Kopper den seinem Geldhaus durch blindes Vertrauen in Immobilienpleitier Jürgen Schneider entstandenen Verlust rechtfertigte. Geld respektive Portemonnaies gehören übrigens zu den Top Ten der von den Deutschen am häufigsten verbummelten Dingen, nebst Schirmen, Sonnenbrillen, Schlüsseln und Schmuck.
Bei sternenklarem Himmel könne man dieser Tage das »Köfferchen« seine Bahn ziehen sehen, verspricht die Nasa. Gewiss bedarf es dazu aber eines exquisiten Fernglases. Kollisionsgefahr mit der ISS bestehe nicht, heißt es. Mittlerweile umkreisen über 35 000 menschengemachte Objekte die Erde. Wir begnügen uns nicht damit, unseren Planeten zuzumüllen, auch der Orbit muss dran glauben. Da trällern wir doch mal froh und ungeniert, frei nach »Major Tom« von Peter Schilling, ein Welthit der Neuen Deutschen Welle in den 80ern: »Völlig losgelöst/Von der Erde/Schwebt unser Weltraumschrott/Völllig Schwerelooooos-ooooos-ooooos-ooooos ...«
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Ach ja, noch eine aufregende Nachricht gab es diese Woche: Mei Xiang und Tian Tian wurden mit ihrem dreijährigen Xiao Qi Ji in eine Boing verfrachtet und zurück in die chinesische Metropole Chengdu geflogen. Peking bestand auf die Rückgabe der drei Pandas durch Washington, bis dato die Publikumslieblinge im Zoo der US-Hauptstadt. Hintergrund: Ein mehr als 50 Jahre altes Freundschaftsprogramm zwischen den USA und China ist nicht verlängert worden. Damit ist die sogenannte Panda-Diplomatie aus den 70er Jahren beendet. Aber wer weiß? Wenn die Chinesen, die inzwischen bekanntlich auch eine Weltraumnation sind, das Nasa-»Köfferchen« im Orbit einfangen und als ehrbare Finder der National Aeronautics and Space Administration zurück übereignen, könnte eventuell ein neues, entspanntes Kapitel in den Beziehungen zwischen diesen beiden Weltmächten aufgeschlagen werden. ves
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