Linke: A wie Aufatmen, B wie Beginnen

Wolfgang Hübner über den Parteitag in Augsburg

Der Linkspartei war beim Parteitag in Augsburg die Erleichterung deutlich anzumerken. Die langjährigen Streitfronten sind geklärt. Es war wie ein kollektives Aufatmen nach dem Ende der langen Geschichte des Leidens an und mit Sahra Wagenknecht. Zuweilen schien es, als reibe sich die Partei die Augen und frage sich verwundert, warum sie den Konflikt so lange hatte schwelen lassen. Warum sie zugelassen hat, dass Wagenknecht und Co. aus der Linken heraus an ihrem Konkurrenzprojekt arbeiten.

Wenn es stimmt, dass eine Wagenknecht-Partei der Linken nicht allzu viele Stimmen abjagen könnte, dann ist das zwar ein Zeichen gewisser Stabilität – aber auf bescheidenem Niveau. Und es ist nur die halbe Wahrheit. Denn die Frage bleibt: Wieso haben sich so viele Wähler von der Linkspartei abgewandt? Was hat sie nicht mehr zu bieten und nicht mehr geleistet, was die Wähler von ihr erwarten und bei ihr einmal gefunden haben? Wagenknecht hat sich in wichtigen Fragen von der Linken und von linken Positionen entfernt – ihre Analyse linker Defizite triggern Die Linke dennoch. Die Partei sei super, die Wähler begreifen es nur nicht – diese Pose war beim Parteitag in Augsburg nicht zu beobachten. Die Linke ist gewillt, an sich selbst zu arbeiten, und seit dem Weggang der Wagenknecht-Gruppe sind erstaunlich viele Leute, die bisher Distanz hielten, bereit mitzumischen. An einem Projekt, das – wenn es gut läuft – einmal als Aufbruch aus Zerstrittenheit und Lethargie gelten könnte.

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Insofern hat Die Linke an diesem Wochenende dreimal A gesagt. A wie Augsburg. A wie Aufatmen. A wie Aufbruch. Doch wer A sagt, muss bekanntlich auch B sagen. B wie Bessermachen. B wie Beginnen. B wie Beweisen, dass Die Linke verstanden hat. Ohne diesen zweiten Schritt wäre Augsburg nur ein leeres Versprechen.

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