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100000 Anrufe: Linke will mit Telefonaktion Mitglieder aktivieren
Ab Frühjahr 2024 soll jedes Parteimitglied einen Anruf erhalten
Nach dem endgültigen Bruch mit dem Wagenknecht-Kader will die Linkspartei mit ihrer Erneuerungskampagne »Eine Linke für alle« neu durchstarten – jetzt auch per Telefon. Über 1500 neue Mitglieder sind der Linken in den vergangenen Wochen beigetreten, die Partei verzeichnet mehr als doppelt so viele Neueintritte wie Austritte. Um die neuen Genossen und Genossinnen zu aktivieren und zu halten, will Die Linke ab Januar über eine große Telefonaktion durchführen, bei der jedes einzelne Parteimitglied angerufen werden soll.
»Die Linke erlebt gerade eine echte Eintrittswelle. Die vielen hoch motivierten Neumitglieder wollen in die lebendige Parteiarbeit eingebunden werden«, erklärt Tobias Bank, Bundesgeschäftsführer und Mitinitiator der Telefonkampagne. In der Aktion sollen alle Parteimitglieder angerufen und für anstehende Aufgaben eingeladen werden, heißt es in der Beschlussvorlage, die dem »nd« vorliegt. Ein weiterer Bestandteil der Telefonate könne zudem eine Kurzbefragung zu den »Interessen und Bedarfen der Genoss*innen oder die Mobilisierung zu anstehenden Aktionen sein«.
»Von der Telefonaktion erwarten wir uns einen Schub in den anstehenden Kommunal- und Europawahlen und eine verbesserte Ausgangslage für den Wahlkampf 2025«, erklärt der Bundesgeschäftsführer. Mit einer Zielmarke von 100 000 Anrufen handele es sich um die größte Anrufaktion in der Geschichte der Partei.
Mittelfristig will die Partei so neue Kommunikationstrukturen aufbauen. Bei der Durchführung der Kampagne sollen über 100 Parteimitglieder in »aktivierender Gesprächsführung am Telefon« und mindestens 20 Mitglieder in der Leitung solcher Telefonzentralen ausgebildet werden, wie es weiter in dem Papier heißt. Zudem plant Die Linke, Telefonzentralen in Hamburg, Schwerin, Köln, Potsdam, Rostock, Hannover, Kassel, Berlin, Leipzig, Erfurt, Frankfurt am Main, Stuttgart und München aufzubauen.
Durchgeführt werden soll die Anrufaktion mit der »Zetkin-Sofware«. Das ist eine Organizingplattform, die von der schwedischen Linkspartei entwickelt wurde und die progressiven Organisationen weltweit zur Verfügung steht, um ihre Mitgliedern einfacher zu erreichen. Bisher wird »Zetkin« wird von Parteien und Organisationen in Finnland, Schweden, Dänemark und Großbritannien genutzt.
Nach der Telefonkampagne soll sie als Grundlage für die neue Kommunikationsstruktur der Linkspartei dienen.
Zwischenstand: »Eine Linke für alle«
Die Aktion ist Teil der Kampagne »Eine Linke für alle«, die die Partei vor einigen Wochen beim Parteitag in Augsburg ins Leben rief. Mit einem neuen, freundlicheren Corporate Design, dem Aufbau von Netzwerken in die gesellschaftliche Linke hinein und öffentlichkeitswirksamen Neueintritten durch bekannte Gesichter aus linken Bewegungen will die Linkspartei neue Mitglieder anwerben und alte Mitglieder reaktivieren. Das Ziel des Vorhabens sind 10 000 Neumitglieder, wie aus einem Papier zum Zwischenstand der Kampagne hervorgeht.
Den Launch der Kampagne wertet die Partei darin als vollen Erfolg. Das Teilen der Kampagnenseite durch Multiplikator*innen wie den Journalisten Tilo Jung, die ehemalige Sprecherin der Grünen-Jugend Sarah-Lee Heinrichs und die Autorin Lady Bitch Ray habe zum ersten Mal die auf Seiten der medialen Öffentlichkeit vorherrschende Distanzierung zur Linkspartei durchbrochen. Der wichtigste Erfolg liegt aber in den 1526 Neumitgliedern, die seit Ende Oktober bis Ende November in die Partei eingetreten sind.
Beim Aufbau von Netzwerken mit der außerparteilichen Linken will Die Linke noch nachlegen. Insbesondere im gewerkschaftlichen Milieu liege unerschlossenes Potenzial für die Partei, heißt im Papier. Die von der Kampagne aufgegriffenen Vorschläge »zu möglichen strukturellen Erneuerungen seitens der Partei« seien noch zu diskutieren. Dies könne über Dialogformate zwischen dem Parteivorstand und Externen geschehen.
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