Teures Wohnen in Hamburg

Die Mieten in der Hansestadt sind weiter gestiegen

  • Volker Stahl
  • Lesedauer: 3 Min.

Alles wird teuer – auch die Mieten. In Hamburg stiegen sie bis April dieses Jahres im Vergleich zu 2021 um 5,8 Prozent (54 Cent) – von durchschnittlich 9,29 auf 9,83 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Die Zahlen stehen im von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen alle zwei Jahre veröffentlichten Mietenspiegel, für den die »ortsüblichen Mieten« ermittelt werden.

»Wir stehen gut da, haben aber einen angespannten Wohnungsmarkt«, konstatierte Monika Thomas, Staatsrätin der Stadtentwicklungsbehörde, die die erkrankte Senatorin Karen Pein (SPD) bei der Präsentation des Mietenspiegels vertrat. Doch die Zahlen dürften den Mieterinnen und Mietern nicht gefallen. Im Altbausegment (bis zum Baujahr 1918) und bei Wohnungen in Häusern mit der Baualtersklasse 1968 bis 1977 stiegen die Mieten überdurchschnittlich um 7,3 Prozent. Monika Thomas vermutet »energetische Sanierungen« als Grund. Auch »gute Wohnlagen« haben sich überdurchschnittlich – um 6,8 Prozent – verteuert. »Normale Wohnlagen« verzeichnen dagegen nur einen Anstieg von 5,4 Prozent.

Für den neuen qualifizierten Hamburger Mietenspiegel wurden rund 18 000 Mietparteien sowie Vermieterinnen und Vermieter nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, zu 13 520 Wohnungen sind Rückmeldungen eingegangen. Unzustellbare Schreiben und Ausfälle aus gesundheitlichen Gründen ausgenommen, ergibt das eine Rücklaufquote von 82 Prozent. Der für den Mietenspiegel relevante Bestand umfasst 568 000 der 992 600 Wohnungen in der Elbmetropole.

Bei der Erstellung des Mietenspiegels 2023 wurde im Vorfeld ein Methodenstreit ausgefochten. Nach langen Verhandlungen zwischen Behörde, Vermieterverbänden und Mietervereinen wurde vereinbart, dass die Mittelwerte für das Jahr 2025 anders berechnet werden. Zudem bleiben im aktuellen Bericht die höchsten 2,5 Prozent aller Mieten unberücksichtigt (bisher 0,5 Prozent). Und kritisiert wird, dass Mieten in die Berechnung eingeflossen sind, die gegen die Mietpreisbremse verstoßen und damit rechtswidrig wären. Die sollen aus dem nächsten Mietenspiegel gestrichen werden.

Der Kompromiss wurde vom Mieterverein zu Hamburg akzeptiert, der damit als einziger Mieterverein der Stadt den aktuellen Bericht anerkennt. Die Verbände der Vermieter hatten sich gegen einen geplanten Methodenwechsel bei der Berechnung der Mittelwerte zur Wehr gesetzt. Sie fürchteten, weniger hohe Mieten durchsetzen zu können.

»Mit der nun geschaffenen Kompromisslösung ist durch den Einsatz des Mietervereins zu Hamburg sichergestellt, dass wir die Renditeinteressen der Vermieter in den nächsten zwei Jahren im Zaum halten«, sagte Vereinschef Rolf Bosse. Die Wohnungswirtschaft hat sich dazu verpflichtet, den Mietenspiegel 2025 auch mit veränderter Methodik anzuerkennen. »Dies hätten wir nicht erreicht, wäre der Mietenspiegel 2023 in der jetzigen Form nicht zustande gekommen«, so Bosse.

In der Hamburger Politik gingen die Reaktionen auf den neuen Mietenspiegel weit auseinander. Während Anke Frieling (CDU) dem rot-grünen Senat vorwarf, den Mietenspiegel »mit statistischen Tricks« niedrig zu halten, bezeichnete Olaf Duge (Grüne) ihn als »Hoffnungsschimmer«. Martina Koeppen (SPD) verwies darauf, dass der Mietenspiegel im Vergleich mit anderen deutschen Metropolen »gemäßigt« sei und sogar unterhalb der Inflationsrate läge. Das helfe den hiesigen Mieterinnen und Mietern nicht, meint dagegen Heike Sudmann (Linke): »Mietendeckel heißt das Zauberwort, damit das Wohnen in Hamburg auch bei schmalem Portemonnaie bezahlbar wird.«

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