Imker wehrt sich erfolgreich gegen Böhmermann

Rico Heinzig hat sich auf unkonventionelle Weise gegen eine Attacke von TV-Star Jan Böhmermann gewehrt - mit Erfolg

Jan Böhmermann versteht offenbar wenig Spaß, wenn er nicht selbst derjenige ist, der frozzelt und disst. Er hat den Bio-Imker Rico Heinzig verklagt, weil der auf eine Diffamierung seiner Person durch den Satiriker in dessen ZDF-Show mit einer Art Gegensatire reagiert hat. Böhmermann hatte Heinzig in seiner Sendung im November »durch den Kakao gezogen«, wie der Bienenzüchter sagt. In der Sendung ging es um das »Greenwashing«, mit dem Konzerne sich ungerechtfertigt ein »grünes« Image verpassen. Als Beispiel nannte Böhmermann ausgerechnet die Imker, sämtlich kleine Betriebe. Und behauptete, die würden mit »Beewashing« (Bee: englisch für Biene) Geschäfte machen. Als Beispiel wurde Heinzig gezeigt, weil er »Bienenpatenschaften« für Schulen und Unternehmen anbietet.

Heinzig erfuhr erst im Nachhinein davon – und dachte sich ein »Werbeplakat« aus. Darauf preist Böhmermann, als »führender Bienen- und Käferexperte« vorgestellt, Heinzig-Honig als »Beewashing-Honey« an. Das Plakat und ein paar Gläser entsprechend etikettierten Honigs waren kurzzeitig in vier Edeka-Märkten in Dresden aufgebaut. Böhmermanns Anwälte forderten den Imker auf, das Bild des TV-Stars nicht mehr zu verwenden. Der lehnte ab – und gewann am Donnerstag vor dem Landgericht Dresden. Allerdings könnte der Moderator in die nächste Instanz gehen. Den Berufsimker stört das nicht – trotz des Risikos, auf hohen Kosten sitzen zu bleiben. Er will grundsätzlich geklärt wissen, ob die Kunstfreiheit auch für Hobbysatiriker wie ihn gilt, ob man sich also auf solch unkonventionelle Art gegen einflussreiche Akteure und deren unfairen Umgang mit den eigenen Persönlichkeitsrechten wehren darf.

Die Zivilrichterin erklärte am Donnerstag, die Persönlichkeitsrechte Böhmermanns seien nicht verletzt, das Plakat sei klar als Satire erkennbar. Schließlich sei es offensichtlich, dass der Satiriker kein Bienen- und Käferexperte ist. Im vorliegenden Fall handele es sich zudem um ein Bildnis aus dem öffentlichen Bereich, es zeige Böhmermann im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit. Nach Auffassung des Gerichts hat Heinzig ein »geeignetes Mittel« gefunden, um sich mit Böhmermanns Vorgehen auseinanderzusetzen. Der habe ihn zuvor »ungefragt vor einem Millionenpublikum spöttisch ins Licht der Unlauterbarkeit gestellt«, sagte die Richterin.

nd.Kompakt – unser täglicher Newsletter

Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.

Heinzig ist einer von gut 1100 Berufsimkern in Deutschland. Er hält 200 Bienenvölker – das ist nach Angaben des zuständigen Verbandes die Durchschnittszahl bei Berufsimkern, die nur ein Prozent der Bienenhalter in der Bundesrepublik ausmachen, aber 23 Prozent der Bienenvölker betreuen und ein Drittel des Honigs gewinnen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.