Verdrängte Endlichkeit

Ulrike Henning über die Möglichkeit der Suizidassistenz

Die Freitodbegleitung mit organisierter Hilfe scheint in Deutschland aktuell in ruhigen und geordneten Bahnen zu verlaufen. Das vermittelt jedenfalls die Deutsche Gesellschaft für Sterbehilfe (DGHS). Die noch niedrigen Zahlen werden vermutlich weiter steigen, denn es kommen immer mehr Menschen hierzulande in ein hohes Alter und erkranken mehrfach, teils schwer. Das können Anlässe sein, über den eigenen Tod nachzudenken. Bei vielen geht das Thema jedoch unter oder wird eben verdrängt, auch wenn das Rentenalter schon erreicht ist. Erst gibt es noch diese oder jene Kreuzfahrt zu absolvieren oder die Miete per Flaschensammlung zusammenzustottern, außerdem Enkel zu betreuen, und dann noch die Arztbesuche. Nicht so richtig Zeit für die eigene Endlichkeit.

Am Ende entscheiden allein Ärzte, oft ohne die Leitplanken einer Patientenverfügung, über Art und Dauer einer medizinischen Behandlung. Die jetzt gemeldeten Zahlen zur Suizidassistenz könnten Anlass sein, über das gesamte Thema nachzudenken. Oder hier auch etwas zu regeln, Beratungsangebote gibt es etliche. Ein Suizid mit der Hilfe anderer dürfte es nur selten werden. Generell möglich, aber schon diese Tatsache scheint präventiv zu wirken, so die Erfahrung aus Ländern, die das gesetzlich geregelt haben. So bleibt die Kostenfrage: Einerseits ein Mitgliedsbeitrag für die gewählte Organisation, andererseits die Honorare der beteiligten Ärzte und oft auch Juristen. Ein Sozialfonds wie etwa bei der DGHS ist ein Ansatz, aber vielleicht noch nicht der Weisheit letzter Schluss.

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