Ingo Gerhartz: Ranghöchster Teilnehmer des geleakten Taurus-Talks

Der Insepkteur der deutschen Luftwaffe plauderte mit Kameraden über den Einsatz von Marschflugkörpern gegen Russland

Die Veröffentlichung von Moskaus Staatssender über eine Videokonferenz hochdekorierter deutscher Soldaten zu möglichen Einsätzen von Taurus-Marschflugkörpern gegen Russland offenbarte den an Peinlichkeit kaum zu überbietenden Dilettantismus der Herren in Sicherheitsfragen. An dem Gespräch war mit Ingo Gerhartz der Inspekteur der deutschen Luftwaffe, also der oberste Vorgesetzte der Teilstreitkraft, beteiligt. Und zugleich der »erfolgreichste Repräsentant« der Bundeswehr in der Öffentlichkeit, wie die »Frankfurter Rundschau« am Montag mitteilte. Auch bisher schwärmte die deutsche Presse schon vom »deutschen Top-Gun-General«.

Seinen aktuellen Posten hat der 58-Jährige 2018 übernommen – in einer schweren Krise der Luftwaffe. Und er hat das Flugwesen der Bundeswehr laut Medienberichten so richtig auf Vordermann gebracht, unter anderem die Anschaffung modernster Helikopter und der US-Tarnkappenbomber F-35 durchgesetzt. Das Kampffliegerhandwerk hat Gerhartz in seiner bald 40-jährigen Offizierslaufbahn von der Pike auf gelernt. Er wird dafür bewundert, dass er auch jetzt noch als Eurofighter-Pilot unterwegs ist. Bekannt ist er für sein enges Verhältnis zu israelischen Militärs und zur Regierung in Tel Aviv, deren Kriegseinsatz im Gazastreifen er vollumfänglich gutheißt.

Angesichts seiner Beteiligung am Taurus-Gate könnte die Karriere des Generals einen Knick bekommen. Zwar hat der Verteidigungsminister noch nichts über Konsequenzen verlauten lassen. Doch dass Gerhartz wie geplant ab 2025 die Führung des »Allied Joint Forces Command« im niederländischen Brunssum – eines von zwei operationalen Nato-Hauptquartieren in Europa – übernimmt, dürfte zumindest infrage stehen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.