- Kommentare
- Brandenburg
Bauernproteste versus Klimaaktivismus: Entlarvende Stille
Patrick Volknant über Doppelmoral nach der gefährlichen Misthaufen-Blockade auf der B5
Die Worte gegen den Protest fielen deutlich aus. »Sie sind organisiert, haben entsprechende Trainingsplätze und verabreden sich zu kriminellen Aktionen«, urteilte Michael Stübgen (CDU) vor über einem Jahr. Daran, dass es sich bei der Letzten Generation um eine kriminelle Vereinigung handelt, bestanden für Brandenburgs Innenminister kaum Zweifel.
Mit ihren Klebeaktionen sorgten die Klimaaktivist*innen über Monate hinweg für große Empörung in den Volksparteien und in Teilen der Medienlandschaft: Undemokratisch und vor allem rücksichtslos, so lautete das Urteil – auch weil die »Klimakleber« Rettungskräfte behindern und so Menschenleben gefährden würden.
nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.
Nun mussten in der Nacht zu Montag wegen Blockadeaktionen auf der Bundesstraße B5 im Havelland fünf Menschen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Im Dunkeln hatten protestierende Bauern Misthaufen auf der Fahrbahn verteilt, auch abgeladene Baumstämme sind auf Fernsehbildern zu sehen. Für Autofahrer*innen, die auf die Hindernisse zurasten, war das lebensgefährlich.
Doch wo gerade noch der Rechtsstaat verteidigt werden sollte, lassen deutliche Worte erstmal auf sich warten. Dieses Mal geht es ja schließlich nicht um linksgrüne Hippies. Es ist der Höhepunkt einer Doppelmoral, die so lächerlich ist, dass sich mit ihr auf keiner Seite Sympathien gewinnen lassen.
Bleibt also die Frage: Wie undemokratisch ist es eigentlich, die demokratischen Werte immer nur dann in Gefahr zu sehen, wenn es gerade in den eigenen Kram passt? Der Landesbauernverband meldete sich übrigens noch am Montag zu Wort. Er verurteilte die Aktion sofort.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.