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Osterreiten – ein Lausitzer Brauch
Kirchen und sorbische Verbände rechnen mit Dutzenden Osterreitern
Hoch zu Ross ziehen Gläubige am Ostersonntag im Süden Brandenburgs und in Sachsen wieder übers Land. Vom Rücken ihrer Pferde aus tragen Osterreiter die frohe Botschaft in die Welt. Die religiösen Rituale ähneln sich, doch regional gibt es deutliche Unterschiede. Bei den Prozessionen im Siedlungsgebiet der katholischen Sorben an der sächsisch-polnischen Grenze sind traditionell ausschließlich Männer unterwegs. Am Osterreiten im Spreewald dürfen dagegen auch Frauen teilnehmen.
Im evangelischen Kirchengebiet rund um Lübbenau wurde der ursprünglich katholische und einst weitverbreitete Brauch 1997 wiederbelebt. Seither startet die andächtige Zeremonie immer nach dem Ostergottesdienst an der Kirche in Zerkwitz. Rund 30 Reiterinnen und Reiter sind für dieses Jahr angemeldet, sagt Pfarrerin Ulrike Garve. Die Prozession führt durch fünf Orte des Pfarrsprengels.
Eine fast 400-jährige Tradition hat mittlerweile das Saatreiten im sächsischen Ostritz. Nachweislich seit 1628 ist belegt, dass dort zusätzlich zur Verkündung der Osterbotschaft auch die Felder gesegnet werden. »Wir beten für das Gedeihen der Saat, für die Natur und die Bewahrung der Schöpfung«, erklärt Andreas Posselt. Er reitet nicht nur zum 38. Mal mit, sondern bläst dabei auch Trompete. Die Liturgie legt genau fest, welche instrumentalen Stücke und Lieder nach alter Überlieferung unterwegs erklingen. Fünf Stationen steuern die Reiter während ihrer Prozession durch Ostritz an, darunter das Kloster St. Marienthal.
Rund 70 Saatreiter feierten 2023 »Gottesdienst zu Pferde«, wie Posselt es ausdrückt. Der überwiegende Teil von ihnen sei katholisch. Doch längst hat die Veranstaltung ökumenischen Charakter. So gehört der evangelische Ortspfarrer schon seit Jahren zu den Teilnehmern. Auch der Görlitzer Landrat Stephan Meyer ist als Protestant bereits mehrfach im Ostritzer Zug mitgeritten. »Ich wäre nie selbst auf die Idee gekommen«, räumt der CDU-Politiker ein. Er sei angesprochen worden, ob er sich aktiv an der Prozession beteiligen wolle.
Für Meyer erfüllte sich damit ein »Herzenswunsch aus Kindertagen«. Mit seinen Eltern habe er beim Saatreiten oft an der Strecke gestanden. »Das hat mich fasziniert«, sagt der Landrat. Es sei kein Event, sondern eine ehrwürdige Veranstaltung. »Jeder, der mitreitet, ist gewillt, dem kirchlichen Ansatz zu folgen«, sagt der Vater aus Oderwitz. Ihm kommt zugute, dass seine Familie eigene Pferde besitzt. Die meisten Saat- und Osterreiter müssen sich für das Ereignis Tiere ausleihen, was immer schwieriger und kostspieliger geworden ist.
Diese Herausforderung kennt auch Dawid Statnik, der Vorsitzende der sorbischen Dachorganisation Domowina. Alljährlich steigt er bei einer der neun Prozessionen in den Sattel, die durch das Kerngebiet des kleinsten slawischen Volkes führen. »Für mich ist es ein Glaubensbekenntnis«, sagt der Katholik. In diesem Jahr begeht Statnik sogar ein Jubiläum. Ein silberner Kranz am Revers seines Fracks wird darauf hinweisen, dass er das 25. Mal teilnimmt.
Der Brauch, die Auferstehungsbotschaft in die benachbarte Gemeinde zu tragen, ist bei den katholischen Sorben tief verwurzelt. »Die ganze Familie steht dahinter«, sagt Statnik. Er selbst saß mit 15 Jahren erstmals bei einer Prozession im Sattel. Die Zeremonie für weibliche Teilnehmer zu öffnen, sei diskutiert worden, räumt der Domowina-Chef ein. Doch bislang wird an der überlieferten Tradition festgehalten. Frauen bleiben somit im Hintergrund, indem sie bei der Vorbereitung helfen oder die Bewirtung der Osterreiter am Tag der Prozession übernehmen. dpa/nd
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