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Frontex testet Upload von Selfies
App soll neue Vorschrift für Einreisen in die EU ergänzen
Alle visafrei Reisenden aus Drittstaaten sollen beim EU-Grenzübertritt ihre biometrischen Daten abgeben. So sieht es das neue europäische »Einreise-/Ausreisesystem« (EES) vor, das nach jahrelanger Vorbereitung im Herbst in Betrieb gehen soll. Dabei werden vier Fingerabdrücke und das Gesichtsbild verlangt – egal aus welchem Grund die Menschen in die EU einreisen. Für den Aufbau und den Betrieb des EES ist die EU-Agentur für das Betriebsmanagement von IT-Großsystemen (eu-LISA) in Tallinn zuständig.
Das neue Kontrollsystem führt zu deutlich längeren Wartezeiten bei der Einreisekontrolle. Deshalb haben die EU-Innenminister die Einführung auf einen Zeitraum nach den Olympischen Spielen in Frankreich verschoben, jetzt ist der Start im Oktober anvisiert. Die Bundesregierung setzt sich in Brüssel dafür ein, das Datum abermals zu verschieben, da die deutschen Tests des EES ansonsten nicht in Gänze abgeschlossen werden können. Auch andere EU-Staaten liegen hinter dem Zeitplan zurück, erst acht von ihnen haben die erfolgreiche Integration gemeldet.
Um die Kontrollzeiten weiter zu verkürzen, plant Frontex die Einführung einer »Quick Border App«, mit der sich Reisende vorab zum Grenzübertritt anmelden können. Dazu schicken die Nutzer ihren Namen, Geburtsdatum, Passnummer sowie ein mit dem Handy aufgenommenes Gesichtsbild an die zuständigen Behörden.
Eine ähnliche App hat die EU-Grenzagentur zusammen mit der deutschen Bundespolizei entwickelt und in München und Gibraltar bereits getestet. Von einem Gesichtsbild war dabei aber nie die Rede: Nach Frontex-Angaben sollten die Reisenden lediglich Fragen zur Reise beantworten, etwa ob eine Arbeitsaufnahme geplant ist und wie viel Bargeld mitgeführt wird. Zur Belohnung konnten die Nutzer dann gesonderte Kontrollspuren mit kurzen Schlangen benutzen.
»Es ist wichtig zu betonen, dass es sich nicht um eine obligatorische Anwendung für Reisende oder Mitgliedstaaten handelt«, sagt Frontex auf Nachfrage des »nd«. Die EU-Staaten können demnach selbst entscheiden, ob sie an ihren Land-, Luft- und Seegrenzen die Einreise-App anbieten wollen. Die Regierungen müssen dann auch die Kosten für die Implementierung tragen. Alle Ausgaben für Server und die weitere Entwicklung der App werden hingegen aus dem Frontex-Budget finanziert.
Nach Angaben von Frontex wird die »Quick Border App« derzeit auf dem internationalen Flughafen Arlanda in Schwedens Hauptstadt Stockholm getestet. Dafür habe auch die deutsche Bundespolizei in der Vorbereitungsphase »wertvolle Anregungen und Rückmeldungen gegeben«. In Stockholm soll das System nach der Pilotphase ab September 2024 dann auch erstmals in den Regelbetrieb gehen.
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