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Berlin Volleys legen gegen Lüneburg im Playoff-Halbfinale vor

Timothée Carle zeigt Berlins Volleyballfans beim 3:1-Auftaktsieg kurz vor seinem Abgang, was sie an ihm vermissen werden

Timothée Carle (r.) fand am besten die Lücken im Lüneburger Block.
Timothée Carle (r.) fand am besten die Lücken im Lüneburger Block.

Geht es um die Motivation, existiert ein großer Unterschied zwischen »noch einmal« und »noch ein letztes Mal«. Diesen kostet Volleyballer Timothée Carle in den Playoffs gerade genüsslich aus. Seit vier Jahren spielt der Franzose für den deutschen Meister in Berlin, doch nun steht fest: Dies wird seine letzte Saison in Diensten der Volleys sein. Schon dreimal gewann er mit ihnen den Titel. Ab der nächsten Saison geht die Jagd vermutlich in der stärkeren polnischen Liga weiter. Für den kommenden Monat aber hat Carle nur eins im Sinn: ein letztes Abenteuer mit den alten Freunden.

Dazu zählt er auch die 5483 Berliner Fans, die zur ersten von maximal fünf Halbfinalpartien der Bundesliga gegen die SVG Lüneburg in die Max-Schmeling-Halle gekommen waren. »Die werde ich vermissen«, sagte Carle, nachdem er sein Team am Mittwochabend zum 3:1-Auftaktsieg geschmettert hatte. Nur in wenige andere Arenen in Europa strömen regelmäßig mehr als 4000 Zuschauer und machen dazu noch so einen Lärm. Nun schien der Außenangreifer ihnen noch einmal zeigen zu wollen, was sie künftig vermissen werden.

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Die ersten beiden Sätze waren ausgeglichen und jedes Mal von dem Team gewonnen worden, das zunächst zurückgelegen hatte: Erst drehten die Berliner Durchgang Nummer eins zum 27:25, dann die Lüneburger den zweiten zum umgekehrten Ergebnis. Und spätestens jetzt war jedem klar, dass diese Serie für den Rekordmeister kein Spaziergang wird. Apropos, da war ja noch ein weiteres Motivationselement für Carle und seine Kollegen: Jenen Titel des Rekordmeisters müssen sich die Berliner noch mit dem VfB Friedrichshafen teilen, der tags zuvor sein erstes Halbfinale mit 2:3 in Giesen verloren hatte. »Das pusht uns alle. Wir wollen alleiniger Champion sein«, so Carle gegenüber »nd«.

Zum Ende des dritten Satzes übernahm er dann die Rolle des Anführers. Sucht Zuspieler Johannes Tille sonst die krachende Linke von Marek Šotola oder die Cleverness von Kapitän Ruben Schott, war er diesmal gezwungen, Variante drei zur Nummer eins zu machen, waren die anderen beiden doch zu oft an Lüneburgs Block gescheitert.

Und Carle lieferte. Mal schlug er hart auf die Hände des gegnerischen Blocks, mal legte er den Ball butterweich obendrüber. Er fand jedes Mal die perfekte Lösung. Nach seinem Ass zum 25:21 im lange umkämpften dritten Satz war dies das letzte Zeichen dafür, wer an diesem Abend der Schlüsselspieler sein würde. Carle brachte wackligen Berlinern die nötige Stabilität und versenkte im vierten Satz sogar aus dem Hinterfeld jeden Angriff. Verdient wurde er danach zum besten Mann des Spiels gewählt.

»Das ist der Unterschied«, musste Lüneburgs Pendant Erik Röhrs später eingestehen. »Berlin zieht so ein Spiel auf einem hohen Niveau durch. Wir hatten heute eine Chance, aber dann machen wir am Ende mehr Fehler, die Berlin so nicht passieren.« Röhrs ist erst 22. Dem hochtalentierten Nationalspieler fehlt es ebenso an internationaler Erfahrung wie seinem gesamten Team, das im Schnitt kaum älter ist. Die Volleys gehören seit Jahren zu den besten acht Teams der Champions League und wissen, wie sie in wichtigen Phasen ihren Fokus noch einmal schärfen. Die Lüneburger spielen erst seit drei Jahren im Europapokal und durften in dieser Saison erstmals die Luft der Königsklasse schnupperten.

Weil sie dort früh scheiterten, konnten sie im zweitklassigen CEV-Cup weiterspielen und dort sensationell bis ins Finale vorstoßen. Das verloren sie gegen das polnische Spitzenteam Resovia Rzeszów klar. Und auch gegen die Berliner wusste Lüneburg in engen Momenten keine Akzente zu setzen. »Aber man sieht, dass wir nah dran sind«, sagte der gebürtige Brandenburger Röhrs, der acht Jahre lang in Berlin zur Schule gegangen war. Und wer weiß: Ein paar taktische Veränderungen – und vielleicht könne man die Seriensieger beim Heimspiel am Samstag »noch ein bisschen mehr ärgern«.

Röhrs spielt erst seit dem vergangenen Herbst für die Talenteschmiede Lüneburg, nachdem er mit dem deutschen Nationalteam sensationell die Olympiaqualifikation geschafft hatte. Da es mit seiner Entwicklung seither weiter aufwärtsging und nun finanziell potentere Klubs anklopfen, wird er den Verein schon in diesem Sommer wieder verlassen. »Es wird unmöglich sein, Erik zu halten«, hatte Sportchef Bernd Schlesinger jüngst der »Hamburger Morgenpost« gesagt. Sollte es Röhrs nicht ins Ausland, sondern eher wieder in Richtung Heimat ziehen, wäre bei den Volleys schon bald ein Platz für einen Außenangreifer frei.

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